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Arztfamilie sichert mit angestellten Kollegen die ambulante Versorgung

Gesundheitspolitik Autor: Klaus Schmidt

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Als „Innovation“ feiert und fördert Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml ein Modell für die medizinische Versorgung auf dem Land, das von der Hausarztfamilie Dr. Trißler entwickelt wurde.

Eines dieser „innovativen Projekte“ ist „consensus med“. Es wird vom Freistaat mit 200 000 Euro gefördert.

CSU-Ministerin Huml, selbst Ärztin, unterstrich bei der Übergabe des Förderbescheids: "Wir brauchen mehr Ärzte auf dem Land, um die wohnortnahe hochwertige medizinische Versorgung von heute auch künftig zu erhalten. Wir wollen Ideen von der Praxis für die Praxis. consensus med bietet bislang einmalige Synergien zum Vorteil von Ärzten und Patienten."

Oft kein Interesse am Einzelkämpferdasein

In Reicherts­hausen (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm), Hohenkammer (Landkreis Freising) und Petershausen (Landkreis Dachau) kümmern sich nun angestellte Ärzte um die Patienten. Die Verwaltungsaufgaben werden zentral erledigt.

"Junge Ärzte sehen oft ihre Zukunft nicht mehr als Einzelkämpfer in einer inhabergeführten Praxis. Sie wollen Beruf, Familie und Freizeit ohne wirtschaftlichen Druck – für diese Lebensmodelle und Bedürfnisse müssen wir Lösungen finden", so Huml.

Bei "consensus med" geht es um die ambulante Versorgung durch angestellte Ärzte, die in den Praxen mit festen Arbeitszeiten und ohne Unternehmerrisiko arbeiten.

Dr.  Friedrich Trißler, der seit über 30 Jahren – unterstützt von seiner Frau Mechtild – in den mittelfränkischen Gemeinden Sugenheim und Scheinfeld zwei Hausarztpraxen führt, sowie die Söhne Dr. Markus Trißler (Arzt) und Dr. Johannes Trißler (Jurist) haben vor zwei Jahren das Projekt gegründet.

Politische Rahmenbedingungen müssen verbessert werden

Vater Dr. Trißler ist überzeugt, dass dieses Modellprojekt zur Lösung des Nachfolgerproblems für Landarztpraxen beitragen kann. "Flächendeckend ist dies aber nur möglich, wenn die politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um neue Strukturen schnell und ohne große bürokratische Hürden umsetzen zu können.

Dazu ist es unerlässlich, rein hausärztliche MVZ gründen zu können und die Anforderungen an die Funktion des ärztlichen Leiters zu novellieren."

Die benachbarten Standorte Reichertshausen, Hohenkammer und Petershausen hatten jahrelang erfolglos versucht, Nachfolger für Hausarztpraxen zu finden. Die Trißlers haben sich getraut, die Praxen aufzukaufen und sie interessierten Haus­ärzten als Sitz anzubieten.

Die Hausärzte können dort im kollegia­len Austausch eines kleinen Praxisverbunds in neu ausgestatteten Räumen ohne finanzielles Risiko eine angestellte Tätigkeit ausüben.

Es hat keine vier Wochen gedauert, da waren die Praxen wieder besetzt. Die angestellten Hausärzte betreuen jeweils einen Standort und werden in allen Belangen, insbesondere in der Verwaltung, unterstützt. Sie können sich ganz auf die medizinische Versorgung konzentrieren.

Durch die Zusammenarbeit über drei Standorte hinweg kann ein Leistungsspektrum von der modernen Hausarztmedizin über Kindervorsorge bis hin zu Akupunktur und Reisemedizin geboten werden.

40-Stundenwoche und ein Gehalt wie ein Oberarzt

Der Praxisverbund ermöglicht es, an allen Werktagen vor- und nachmittags Sprechstundenzeiten anzubieten. Die reguläre Arbeitszeit für einen angestellten Hausarzt beträgt 40 Wochenstunden. Das Gehalt orientiert sich am Krankenhaus-Tarif für Oberärzte und liegt je nach Alter und Berufsjahren zwischen 6000 und 7000 Euro monatlich.

Allgemeinarzt Dr. Trißler steht dem Praxisverbund als Ärztlicher Direktor vor. Seine Frau Mechtild ist verantwortlich für die Bereiche Abrechnung, Einkauf, Personalverwaltung, Buchführung sowie IT. Sohn Johannes, als Jurist für eine internationale Management- und Unternehmensberatung in München tätig, verantwortet die juristischen und kaufmännischen Belange des Praxisverbunds.

Sein Bruder Markus ist als Assistenzarzt in einem bayerischen Krankenhaus in der Abteilung für Innere Medizin beschäftigt. Gemeinsam mit seinem Vater hat er die medizinische Leitung inne.

Eine Idee auch für andere Regionen mit Arztmangel

Wenn das Projekt weiter so erfolgreich läuft, wie es begonnen hat, kann sich die Familie vorstellen, noch einmal ein ähnliches Cluster mit drei Praxen zu bedienen, bestätigt Mechtild Trissler. Mehr könne und wolle man nicht schultern.

Die Familien würde sich freuen, wenn das Modell als Blaupause für ähnliche Vorhaben auch anderswo im Bundesgebiet dienen würde.

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