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Allergien: Wie Genetik und Umweltfaktoren zusammenwirken

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Zunächst sind es nur Gräser, doch mit der Zeit entwickeln sich in einer Art Kettenreaktion immer weitere Sensibilisierungen. Zunächst sind es nur Gräser, doch mit der Zeit entwickeln sich in einer Art Kettenreaktion immer weitere Sensibilisierungen. © iStock/parinyabinsuk
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Gerade bei Kindern und Jugendlichen kann sich eine All­ergie noch verschlimmern und auf Allergene ausdehnen, die zuvor toleriert wurden. Die Gene spielen dabei eine Rolle, aber auch der ständige Kontakt mit den Auslösern.

Um die Ursachen und die Entstehung von Allergien schon bei Kindern und Heranwachsenden genauer zu erforschen, riefen Wissenschaftler im Jahr 1990 die MAS*-Kohorte ins Leben. In diese Personengruppe nahmen sie 1314 Neugeborene aus fünf großen deutschen Städten auf, von denen 499 als Risikokinder für spätere allergische Erkrankungen galten. Bei 815 der Babys bestand eine solche Prädisposition nicht.

Bis zu ihrem 20. Lebensjahr unterzogen sich die Teilnehmer bzw. ihre Eltern 19 Untersuchungen und Befragungen. Dabei wurden unter anderem Blutwerte ermittelt und körperliche Befunde erhoben sowie Daten zum Lebensstil oder zu Umweltfaktoren erfasst.

Professor Dr. Susanne Lau von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie mit Intensivmedizin an der Berliner Charité und ihre Kollegen leiten aus den bisherigen Ergebnissen einige zentrale Aussagen ab. So war eine positive Familienanamnese einer der stärksten Risikofaktoren für ein IgE-vermitteltes allergisches Asthma beim Nachwuchs.

Noch deutlicher war dieser Effekt, wenn bei den Eltern Asthma, allergische Rhinitis und Ekzeme zusammen auftraten. Außerdem verlief die Immunreaktion bei den Nachkommen allergischer Eltern schwerer als bei Kindern der Kontrollgruppe. Aber die Genetik alleine machte noch keine Erkrankung, der Grad der Exposition gegenüber Allergenen in Haushalt und Umwelt spielte ebenfalls ein Rolle.

Allergische Kaskade durch frühe Immuntherapie stoppen?

Hausstaubmilben und Katzenhaare konnten in den ersten drei Lebensjahren bis zum Schulalter eine spezifische Sensibilisierung auslösen. Anscheinend führt ein Haustier aber nicht zu mehr Asthma.

Kinder reagierten zu Beginn der Allergie häufig nur auf einen Auslöser, z.B. Gräser. Dann aber setzten über eine Art Kettenreaktion, das „Molecular Spreading“, weitere Sensibilisierungen ein. Wenn spezifische Immuntherapien in diesem Zeitraum beginnen, meinen die Experten, ließe sich diese Kaskade möglicherweise unterbrechen und ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern.

* Multicenter Allergy Study

Quelle: Lau S et al. Ann Allergy Asthma Immunol 2019; 122: 25-32