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Bei Kindern mit Gastroenteritiden auf Zeichen der Dehydratation achten

Autor: Kathrin Strobel

Gefährlich wird es, wenn eine Dehydration des Kindes vorliegt. Gefährlich wird es, wenn eine Dehydration des Kindes vorliegt. © Aliaksandr Marko – stock.adobe.com
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Die meisten akuten infektiösen Gastroenteritiden treten im Kindesalter auf. Bei ihnen unterscheidet sich das Krankheitsbild wesentlich von dem bei Erwachsenen. Eine neue Leitlinie erklärt, worauf es ankommt.

Plötzliche Diarrhö mit oder ohne Erbrechen bzw. Fieber – das sind typische Symptome einer akuten infektiösen Gastroenteritis im Kindes- und Jugendalter. Das Erbrechen dauert klassischerweise 1–3, die Durchfälle 5–7 Tage, in manchen Fällen auch bis zu 2 Wochen. Ein Telefonat mit den Eltern oder Sorgeberechtigten reicht oft schon aus, um zu klären, ob ein unkomplizierter Magen-Darm-Infekt vorliegt oder das Kind einem Arzt vorgestellt werden muss, heißt es in der S2k-Leitlinie zur akuten infektiösen Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter.

Es empfiehlt sich, die Eltern nach weiteren Fällen in der näheren Umgebung sowie nach Auslandsreisen, Tierkontakt und Verzehr potenziell infektiöser oder diarrhöauslösender Nahrungsmittel zu fragen. Zu einer Vorstellung in der Praxis rät die Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung bei:

  • Säuglingen (< 12 Monate)
  • persistierendem Erbrechen
  • Trinkverweigerung über mehr als vier Stunden
  • großvolumigen Durchfällen
  • Vorliegen einer schweren Grunderkrankung (z.B. CED, Krebs)
  • Lethargie
  • hohem Fieber
  • blutigem Durchfall
  • starken Bauchschmerzen

Die Diagnose soll klinisch gestellt werden. Eine routinemäßige Erregerdiagnostik oder die Bestimmung systemischer oder fäkaler Inflammationsmarker empfiehlt die Leitlinie nicht. Viel wichtiger sei, klinisch festzustellen, ob das Kind vital gefährdet ist. Als Hauptkomplikationen gelten Dehydratation mit Hypovolämie sowie Störungen des Säure/Basen- und Elektrolythaushalts. Bei Verdacht auf eine infektiöse Gastroenteritis soll daher immer eine ausreichende Flüssigkeitssubstitution erfolgen.

Gewichtsverlust sagt etwas über den Schweregrad

„Besonders dehydratationsgefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder unter zwei Jahren, Kinder und Jugendliche nach ausgedehnten Darmresektionen und solche mit Immundefizienz, Diabetes mellitus, Stoffwechseldefekten oder Malnutrition“, heißt es in der Leitlinie. Den Schweregrad der Dehydratation können Sie über Gewichtsverlust, verlängerte kapillare Füllungszeit und anhand eines klinischen Scores einschätzen (s. Tabelle). Bei Kindern mit intravenösem Rehydratationsbedarf empfiehlt die Leitlinie, Natrium, Kalium, Kreatinin, Harnstoff, SBS, Blutzucker und Blutbild zu bestimmen.

Dehydratations-Score für Kinder von 0–8 Jahren
0 Punkte
1 Punkt
2 Punkte
Allgemeines Erscheinungsbild
normaldurstig, unruhig oder lethargisch, aber irritabel, wenn berührttaumelig, kaltschweißig, komatös
Augen
normal leicht eingesunkenextrem eingesunken
Schleimhäute, Zunge
feuchtklebrigtrocken
Tränen
vorhandenwenig Tränen keine Tränen
Summe: 0 = keine Dehydratation, 1–4 = leichte bis milde Dehydratation, 5–8 = moderate bis schwere Dehydratation

Die Differenzierung zwischen bakterieller und viraler Genese ist zumindest für die initiale Therapie meist nicht entscheidend. Dennoch gilt: Wenn neben Diarrhö, Erbrechen und Fieber weitere Symptome auftreten, sollten Sie hellhörig werden und andere Erkrankungen ausschließen. So z.B., wenn der Patient die für eine EHEC-Infektion typische Symptom-Trias aus mikroangiopathischer hämolytischer Anämie, Thrombozytopenie und akuter Nierenfunktionseinschränkung aufweist. Bei erhöhtem Risiko für eine Clostridium-difficile-Infektion (z.B. aufgrund einer CED oder Antibiotikaeinnahme) ist der Start der entsprechenden Diagnostik ebenfalls wichtig.

Den Einsatz endoskopischer oder radiologischer Methoden rechtfertigen nur schwere oder komplizierte Verläufe. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten solcher schwerer Verlaufsformen oder Komplikationen ist im ersten Lebensjahr besonders hoch. Als weitere Risikofaktoren gelten z.B. eine angeborene oder erworbene Immundefizienz, Malnutrition, Koinfektion mit anderen Erregern und Leben in Gemeinschaftseinrichtungen.

Quelle: S2k-Leitlinie akute Infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter, AWMF-Register-Nr. 068-003, www.awmf.org