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Bikuspide Valva aortae muss für Athleten kein Hindernis sein

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Dieser Patient musste wegen einer insuffizienten bikuspiden Aortenklappe behandelt werden. Leistungssport war für ihn tabu. Dieser Patient musste wegen einer insuffizienten bikuspiden Aortenklappe behandelt werden. Leistungssport war für ihn tabu. © wikimedia/Andreas Pohl, Hans-Joachim Schäfers
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Leistungssport trotz eines angeborenen Herzfehlers? Für asymptomatische Patienten kein Problem. Solange sie sich regelmäßigen ärztlichen Kontrollen unterziehen und selbst einschätzen können, wie viel Anstrengung ihr Körper verkraftet.

Ein 18-jähriger Schüler spielte so gut Basketball, dass er gleich von mehreren Universitäten angeworben wurde. Seine Familie war sich jedoch unsicher, ob der junge Mann aufgrund einer vor vier Jahren diagnostizierten asymptomatischen bikuspiden Aortenklappe (BAV) mit leichter Aortenstenose überhaupt Leistungssport betreiben sollte.

Das aktuelle ACC/AHA*-Konsensusdokument zu Teilnahmeberechtigung und Disqualifizierungsempfehlungen für Leistungssportler mit kardiovaskulären Erkrankungen sieht generell vor:

  • jährliche Anamnese und körperliche Untersuchung (inkl. Echo)
  • an die Sportart angepasste Belastungstests
  • Teilnahme auf Sportarten mit geringer bis mäßiger statischer bzw. dynamischer Belastung beschränken
  • mit fortschreitender Stenose Leistungssport beenden, Sportarten mit sehr geringer Intensität ausgenommen

Allerdings basieren all diese Empfehlungen auf der niedrigsten Evidenzstufe (C), weshalb viele individuelle Fragen unbeantwortet bleiben, bemängeln Dr. Benjamin S. Wessler und Dr. Natesa G. Pandian vom Bostoner Tufts Medical Center. Die BAV ist der häufigste angeborene Herzfehler und betrifft etwa 1–2 % der Bevölkerung, Frauen seltener als Männer. Oft entwickeln die Betroffenen bereits in jüngerem Alter eine Aortenklappeninsuffizienz oder eine leichte -stenose.

Die insbesondere für Sportler mit BAV vielleicht wichtigste und aufgrund einer möglichen Dissektion gefürchtete Pathologie ist die Aortopathie, schreiben die Autoren. Bei jedem zweiten Betroffenen führt sie zu einer Dilatation der Aorta und wird in der Routinediagnostik – ohne bildgebende Verfahren – häufig übersehen.

Grundsätzlich spricht bei asymptomatischen Patienten nichts gegen die Ausübung von Leistungssport. Neben Charakter- und Risikobewertung der Sportart ist es wichtig, dass der Patient genau weiß, wie viel Anstrengung er seinem Körper zumuten kann bzw. an welchem Punkt er aufhören muss. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen reduzieren nachweislich das Risiko für einen plötzlichen Herztod. Über die Zeiträume zwischen den einzelnen Intervallen besteht allerdings kein Konsens.

Bei Patienten mit bikuspid angelegter Aortenklappe, die wie der junge Basketballspieler an wettbewerbsorientierten Kontaktsportarten teilnehmen, würde man also zu Beginn die Aortenanatomie bewerten und mögliche intrakranielle Aneurysmen ausschließen. So lange der Sport ausgeübt wird, ist neben dem jährlichen Stress-EKG eine zusätzliche bildgebende Darstellung der Aorta zur Risikoüberwachung sinnvoll.

Ein Wettkampfverbot sollten Sie vor allem bei progressiven Herzklappenerkrankungen sowie aufsteigenden Gefäßdilatationen aussprechen. Da es keine festgelegten Grenzwerte gibt, reicht es, dass der behandelnde Arzt das Risiko für zu groß befindet, so die Autoren. 

* American College of Cardiology/American Heart Association

Quelle: Wessler BS, Pandian NG. The ESC Textbook of Sports Cardiology; online first