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Depression Keine reine Kopfsache

Autor: Dr. Judith Lorenz

Eine therapieresistente Depression scheint für ein breites Spektrum zukünftiger gesundheitlicher Probleme zu prädisponieren. (Agenturfoto) Eine therapieresistente Depression scheint für ein breites Spektrum zukünftiger gesundheitlicher Probleme zu prädisponieren. (Agenturfoto) © iStock/Rawpixel
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Eine Depression spielt sich nur im Kopf ab? Von wegen: Immunologische und neurologische Störungen machen eine Therapieresistenz bei Depression wahrscheinlicher. Und das ist nicht alles.

Patienten mit einer therapieresistenten Depression leiden im Vergleich zu denjenigen, die gut auf Antidepressiva ansprechen, deutlich häufiger an Vorerkrankungen – insbesondere immunologischen und neurologischen Störungen. Umgekehrt scheint eine therapieresistente Depression für ein breites Spektrum zukünftiger gesundheitlicher Probleme zu prädisponieren, berichten Dr. Kathrine Bang Madsen von der Universität Aarhus in Dänemark und Kollegen.

Sie werteten mithilfe des dänischen Verschreibungsregisters die Daten von 154.513 Erwachsenen aus, die zwischen 2005 und 2012 erstmals ein Antidepressivum rezeptiert bekommen hatten. In 8.294 Fällen (5,4 %) waren die Kriterien für eine Therapieresistenz erfüllt, da im Verlauf des Studienzeitraums mindestens zwei Therapiewechsel vorgenommen worden waren.

Im Vergleich zu den gut eingestellten Patientinnen litten jene mit einer therapieresistenten Depression bereits vor Eintritt der Therapieresistenz signifikant häufiger z.B. an Bindegewebserkrankungen und Schmerzsyndromen oder an einer Migräne. Nach Eintritt der Therapieresistenz entwickelten sie zudem häufiger:

  • kardiovaskuläre Störungen: Hypertonie, Dyslipidämie
  • endokrine Störungen: Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • neurologische Störungen: Migräne, Epilepsie, Neuropathien
  • chronische Lungenerkrankungen
  • chronische Gastritis/Ulzera
  • Schmerzsyndrome

Die Männer mit einer therapieresistenten Depression litten im Vergleich zu den Kontrollen im Vorfeld signifikant häufiger an Schmerzsyndromen, Migräne oder Neuropathien und entwickelten später häufiger Bluthochdruck, Dyslipidämie, Diabetes, Bindegewebs- oder Schmerzerkrankungen, Anämie, M. Parkinson, MS oder Hörstörungen.

Quelle: Madsen KB et al. Eur Neuropsychopharmacol 2021; 51: 7-19; DOI: 10.1016/j.euroneuro.2021.04.021