Fußmykose

Definition

Die Fußmykose ist eine von Dermatophyten verursachte Mykose der Fußsohlen und/oder Zehenzwischenräume und eine der häufigsten Infektionskrankheiten.

Sie ist weltweit verbreitet – häufigster Erreger ist Tinea (T.) rubrum (90 %), gefolgt von T. mentagrophytes. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch. Ansteckungsmöglichkeiten sind überall dort gegeben, wo durch barfuß gehende Patienten infektiöse Hautschüppchen auf den Boden bzw. an den Fuß anderer Personen gelangen können. Somit kann die Übertragung über Schuhe, Strümpfe oder verschiedene Fußbodenarten erfolgen. Besonders hoch ist das Risiko einer Ansteckung in öffentlichen Duschen, Saunen und Bädern, zumal T. rubrum und T. mentagrophytes hier über Monate überlebensfähig sind.

Ungeachtet davon spielen bei der Übertragung auch verschiedene individuelle Faktoren eine Rolle. Als Risikofaktoren gelten:

  • familiäre Disposition
  • Fußfehlstellungen
  • Benutzung öffentlicher Badeeinrichtungen
  • männliches Geschlecht
  • Traumata (z.B. bei bestimmten Sportarten wie Fußball)
  • periphere Neuropathie
  • Diabetes mellitus
  • Durchblutungsstörungen

Eine Tinea pedis kann Ausgangspunkt für Mykosen anderer Lokalisationen, z.B. Nagelmykosen der Zehen und Finger, der Leistenbeugen oder anderer Körperregionen sein.

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Symptomatik

Klinisch werden drei Erscheinungsformen unterschieden:

  • interdigitale Form (am häufigsten)
  • squamös-hyperkeratotische Form
  • vesikulös-dyshidrotische Form

Interdigitale Form:

  • Beginn meist mit einer Mazeration der Epidermis im Interdigitalraum zwischen den Zehen 4 und 5
  • geringe Rötung und Schuppung bis hin zu weißen verquollenen, dicken Epidermislagen und tiefen schmerzhaften Rhagaden
  • oft kleine Bläschen an den Seitenflächen der Zehen
  • bleibt oft jahrelang unerkannt und unbehandelt und kann sich dann auf den ganzen Fuß ausdehnen
  • unangenehmer Geruch durch bakterielle Begleitflora
  • kann Eintrittspforte für ein Erysipel sein

Squamös-hyperkeratotische Form

  • zuerst an den Fußsohlen lokalisiert, greift dann langsam auf Fußkanten und Fußrücken über (Mokassin-Mykose)
  • beginnt mit feiner, trockener Schuppung auf leicht bis mäßig stark entzündeter Haut
  • im Verlauf Bildung von dicken Hyperkeratosen und schmerzhaften Rhagaden möglich (vor allem an den stark belasteten Fersen)
  • besonders häufig bei Diabetikern

Vesikulös-dyshidrotische Form

  • Beginn mit Bläscheneruptionen im Bereich von Fußgewölbe und Fußkante
  • Bläschen platzen aufgrund der dicken Hornschicht nicht spontan, sondern trocknen ein
  • subjektiv Spannungsgefühl und Juckreiz
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Untersuchung

Bei der klinischen Inspektion der Füße zeigen sich die typischen Hautveränderungen mit Rötung/Schuppung, Hyperkeratosen, Rhagaden oder Bläschen.

Bildgebung
Interdigitale Form der Fußmykose. © wikimedia/Falloonb (public domain)
Ernsterer Fall einer Fußmykose. © wikimedia/James Heilman, MD (CC BY-SA 3.0)
Labor

Die Verdachtsdiagnose wird aufgrund des typischen klinischen Bildes gestellt.

Zur Bestätigung sollte vom Rand schuppender Herde Material zur weiteren Untersuchung entnommen werden (nach mindestens zweiwöchiger Therapiepause bei vorheriger Selbstbehandlung).

Zur orientierenden Untersuchung dient die Mikroskopie mit Nachweis von Pilzelementen, bei der aber nicht die Art des Pilzes festgestellt werden kann. Ein negatives Ergebnis schließt die Pilzinfektion nicht aus, sodass immer auch eine Kultur auf geeigneten Nährboden angelegt werden sollte, bei der auch die Feststellung der Spezies möglich ist.

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Differenzialdiagnostik

Von der Fußmykose sind verschiedene, nicht durch Pilze verursachte Hautveränderungen am Fuß abzugrenzen wie:

  • gramnegativer Fußinfekt
  • Psoriasis plantaris
  • Pustular Bacterid (Andrews)
  • atopisches Ekzem
  • allergisches Kontaktekzem
  • hereditäre Palmoplantarkeratosen
Pharmakotherapie und nichtinvasive Therapie

Es sollte immer eine adäquate Therapie angestrebt werden, da die Fußmykose keine Selbstheilungstendenz zeigt.

Bei Fußpilz ist in der Regel eine topische Therapie mit geeigneten Antimykotika indiziert. Dazu gehören:

  • Azole (Clotrimazol, Miconazol, Econazol, Bifonazol, Sertaconazol, Tioconazol o.ä.)
  • Hydroxypyridone (Ciclopiroxolamin)
  • Allylamine (Naftifin, Terbinafin)
  • Morpholine (Amorolfin)

Je nach Lokalisation und Ausprägung können verschiedene Formen wie Cremes, Lösungen, Gels, Pasten oder Puder (z.T. auch in Kombination) angewandt werden.

Um Rezidive zu vermeiden, sollte die Behandlung noch drei bis vier Wochen nach der klinischen Abheilung fortgesetzt werden.

Bei Versagen der topischen Therapie oder Zweifel an der Wirksamkeit (z.B. bei großer Ausdehnung, Tinea profunda oder hyperkeratotischer Tinea pedum) ist eine systemische antimykotische Therapie erforderlich. Dazu können eingesetzt werden:

  • Griseofulvin (als einziges zur Behandlung von Kindern zugelassen)
  • Ketokonazol
  • Terbinafin
  • Itraconazol
  • Fluconazol (auch für Kinder > 1 Jahr, bei Fehlen therapeutischer Alternativen)
Prävention

Zur Prävention sollte die Bevölkerung über die Übertragungswege und mögliche Schutzmaßnahmen informiert werden. Dazu können gehören:

  • Tragen von Badeschuhen in Schwimmbädern und Nassbereichen
  • kein Austausch von Handtüchern oder Schuhen mit anderen
  • täglicher Socken- und Strumpfwechsel (60°-Wäsche)
  • antimykotische Desinfektion von Schuhen und Strümpfen
  • sorgfältiges Abtrocknen der Füße einschließlich der Zehenzwischenräume
Leitlinien

Leitlinie zur Zeit in Überarbeitung. Letzter Stand 10/2008:

Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG):
Tinea der freien Haut

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