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DGIM 2011 - Rösler: Ein Minister, der die Ärzte versteht

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann, Foto: MT

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Wie übel die Umfragewerte für die FDP auch aussehen mögen, bei der Ärzteschaft kommt der Kollege und Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler supergut an. So auch auf dem 117. Internistenkongress in Wiesbaden.

Der Mann spricht frei, verständlich und mit Humor. Er signalisiert, dass er die Probleme mit dem ärztlichen Nachwuchs verstanden hat und dass er Ideen hat, was politisch getan werden kann. Bei der festlichen Abendveranstaltung des Öffnet externen Link in neuem FensterInternistenkongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) fehlte nicht mehr viel und die Massen hätten den designierten FDP-Vorsitzenden mit stehenden Ovatio­nen von der Bühne geklatscht.

„Man kann nicht Halb-Arzt sein“

Er macht es einfach toll. Beim Kongress-Karriereforum „Chances“ stellt er sich den Fragen der jungen Mediziner. Anschließend nimmt er mit Ehefrau und Schwiegervater, der niedergelassener Internist ist, an der feier­lichen Kongresseröffnung teil. Dort plaudert er kurzweilig über Teile des geplanten Versorgungsgesetzes und streut auch mal mit ironischer Ankündigung („man muss heute ja immer die Quelle angeben“) einen Scherz vom Entertainer und Arztkollegen Dr. von Hirschhausen ein.


Inhaltlich hat er im Gepäck, was man aus den Gesetzeseckpunkten der Koalition schon kennt. Er wünscht sich, dass in den Bundesländern mehr Medizinstudienplätze zur Verfügung gestellt werden und dass mehr von der bestehenden Möglichkeit Gebrauch gemacht wird, die Studienplätze nicht allein nach der Abiturnote zu vergeben. Außerdem sollte „jedes Krankenhaus“ PJ-Studenten ausbilden können. Daraus könnten dann auch in kleinen Häusern Weiterbildungsverhältnisse entstehen. Abwehrend bleibt Dr. Rösler dagegen bei den Abschlüssen Bachelor und Master. Sie kommen für ihn im Bereich der Medizin nicht in Betracht. „Man kann nicht Halb-Arzt sein“, sagt er über den Bachelor.

Kodieren vereinfachen, Regressangst nehmen

Klar ist auch seine Position gegen die zu komplizierten Ambulanten Kodierrichtlinien. Aufschieben und vereinfachen, lautet sein Credo.


Interessant dürfte für Internisten und Onkologen vor allem die geplante ambulante spezialärztliche Versorgung für Leistungen, wie sie heute im § 116b SGB V definiert sind, werden, meint der Minister. Denn diese soll ohne Bedarfsplanung, allein aufgrund der fachlichen Qualifikation erbracht werden – in einem Einzelleistungsvergütungssystem, das Krankenhausärzte und Niedergelassene gleich behandelt.


Intransparent, kompliziert und leistungsfeindlich – gerade beim Thema ambulante ärztliche Vergütung, sammelt der Minister mit ironischen Bemerkungen Sympathiepunkte bei seinen Zuhörern. Wichtig ist ihm insbesondere, dass es in unterversorgten Gebieten keine  RLV-Obergrenzen für Ärzte gibt – „denn sonst wird es nie gelingen, dort mehr Kollegen hinzubekommen“.


Ebenso streicht Dr. Rösler die Notwendigkeit heraus, die von Richtgrößen- und Regressangst ausgelöste  „Misstrauenskultur“ zu beenden. KVen und Kassen sollen angemessen Praxisbesonderheiten definieren und diese bei der Wirtschaftlichkeitsprüfung vorneweg entlastend berücksichtigen. Außerdem soll der Grundsatz „Beratung vor Regress“ gelebt werden.

So viele positive Ausblicke kamen im sehr gut gefüllten Wiesbadener Kurhaussaal prima an. Das und die proppevollen Kongressveranstaltungen untermauerten den Eindruck des DGIM-Vorsitzenden und Kongress­präsidenten Professor Dr. Hendrik Lehnert, Lübeck: „Zwei Tage nach dem Royal Wedding war es Zeit für ein neues Großereignis.“

MT MT
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