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Patientenverfügung: selbst erstellt und immer online greifbar

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Michael Reischmann, Foto: www.dipat.de

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Patientenverfügungen sind i.d.R. nutzlos: Sie sind medizinisch ungenau formuliert, veraltet, nicht rechtzeitig verfügbar. Der Berliner Notarzt und Intensivmediziner Dr. Paul Brandenburg will das ändern.

"Wenn keine Aussicht mehr auf ein lebenswertes Leben besteht, möchte ich nicht mehr wiederbelebt werden". Natürlich nicht; wer möchte das schon, sagt Dr. Brandenburg. Mit solchen Willensbekundungen von Patienten für den Ernstfall sei aber niemandem geholfen. Die Texte von Patientenverfügungen seien meist "so brauchbar wie ein Kropf", formuliert es der Arzt und Buchautor ("Kliniken und Nebenwirkungen") im Gespräch mit MT.


Das liegt zum einen daran, dass es einem Laien – selbst mithilfe eines Hausarztes und/oder Juristen – schwerfällt, eindeutige, gültige Regelungen für eine künftige Situation zu treffen, in der er nicht mehr entscheidungsfähig ist. Zum andern, so Dr. Brandenburg, seien die Muster-Erklärungen großer Organisationen letztlich "weltanschaulich-ideologisch unterlegt". Wurde er als Arzt dazu gefragt, habe er keine Vorlage eindeutig empfehlen können.

Das Konzept "Dipat"

So kam vor vier Jahren die Idee auf, selbst eine Lösung zu entwickeln. Die heißt "Dipat" (www.
dipat.de). Dr. Brandenburg ist jetzt Geschäftsführer des gleichnamigen Berliner Start-up-Unternehmens.

Das Konzept: Der Patient beantwortet einen verdaulich portionierten Online-Fragebogen zu spezifischen Situationen (Blindheit, Taubheit, Koma, Lähmung, Pflege etc.). "Der Aufwand war gigantisch", erzählt Dr. Brandenburg. Denn die Fragen, erläuternden Beispiele und Antwortmöglichkeiten mussten so formuliert werden, dass sie allgemeinverständlich sind, aber sich am Ende auch daraus eine medizinisch brauchbare Verfügung ergibt. Es bedurfte mehrerer Durchläufe, bis man so weit war.

Das Problem der Verfügbarkeit haben Dr. Brandenburg und sein Team elegant gelöst. Die Patientenverfügung lässt sich (inkl. Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung) sofort ausdrucken. Sie wird aber auch online für den Notfall­abruf hinterlegt.

Aufkleber bahnt den Weg zum 
Patientenwillen

Der Zugangs­code steht auf einem Signalaufkleber für die Gesundheitskarte – und die ist ja "am Mann" und wird von Rettungsdiensten und Kliniken angeguckt. Sollte die Chipkarte abhanden kommen, lässt sich der Dipat-Zugang sperren, sagt Dr. Brandenburg, zudem kann zusätzlich ein Codewort vergeben werden.

Das Unternehmen achtet durch die Auswertung medizinischer und juristischer Literatur und in Überprüfung mit dem Arbeitsalltag an den Kliniken darauf, dass die Regelungen up to date bleiben und gibt Aktualisierungsempfehlungen.

Darum sieht das Geschäftsmodell auch vor, dass die Kunden bei der Stange bleiben. Ein Jahr gratis und dann vier Jahre für insgesamt 48 Euro Gebühr – dieses Angebot müsste "massentauglich" sein, meint der Arzt. Zudem spricht er mit Krankenkassen, ob sie ihren Versicherten das Onlinemodul ermöglichen wollen. Eine Kündigung ist jederzeit möglich, heißt es.

Für Hausärzte lautet der Vorschlag zur Dipat-Nutzung: Der Patient bereitet seine Verfügung selbstständig zu Hause online vor, kommt mit einem umfassenden, unterschriftsreifen Entwurf in die Sprechstunde und "gemeinsam besprechen Sie eventuelle Ergänzungen".

Damit sich Ärzte, Apotheker, Krankenpfleger, Rettungsassistenten, Physiotherapeuten etc. ein eigenes Bild von dem System machen, bietet ihnen das Unternehmen die persönliche Patientenverfügung kostenlos an.


Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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