Lokalisierter Juckreiz unklarer Ursache stellt den Arzt vor eine diagnostische Herausforderung. Nicht immer ist eine Dermatose schuld, wenn die Haut unerträglich juckt – manchmal liegt‘s an einer Schädigung der Afferenzen des ZNS.

C6-Kompression irritierte Nervenbahn

So wie bei der 64-jährigen Patientin, die Dr. Funda Schürmeyer-Horst von der Universitäts-Hautklinik Münster und Kollegen im „Hautarzt“ vorstellen. Die Frau klagte über Juckreiz am rechten Unterarm, der vor sechs Monaten an der Armbeuge begonnen und sich bis zum Daumen ausgebreitet hatte. An der Haut zeigten sich aufgekratzte Knötchen. Allergien oder eine atopische Veranlagung waren bei der Frau nicht bekannt, jedoch berichtete sie von einem HWS-Syndrom. Die Histologie ergab Veränderungen, die mit einer Prurigo simplex vereinbar waren.

Der Neurologe stellte keine Auffälligkeiten fest, insbesondere keine höhergradige sensomotorische Leitungsstörung. Die Kernspindiagnostik der HWS brachte schließlich den entscheidenden Hinweis: Es lag eine degenerativ bedingte Einengung des Spinalkanals mit Kompression der Nervenwurzel C6 vor. Unter Gabapentin und Polidocanol-Harnstoff-Creme verschwanden Hautveränderungen und Juckreiz in wenigen Wochen. Der brachioradiale Pruritus ist eine seltene, neuropathische Juckreizform, fassen die Autoren zusammen, provoziert durch Irritation/Kompression von Nervenwurzeln und Hyperexzitation der Nervenbahnen. Ist eine Kausaltherapie nicht möglich, kann das Antikonvulsivum Gabapentin helfen.