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Bei angeborener Tränen­wegs­obstruktion genügt meist Abwarten

Autor: Birgit Maronde

Wenn einem Säugling das Wasser in den Augen stehen bleibt, liegt der Verdacht auf eine Tränenwegsstenose nahe. (Agenturfoto) Wenn einem Säugling das Wasser in den Augen stehen bleibt, liegt der Verdacht auf eine Tränenwegsstenose nahe. (Agenturfoto) © elista – stock.adobe.com
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Die Augen des Säuglings tränen ständig und sind oft verklebt? Womöglich hat sich bei ihm die Hasner’sche Klappe bzw. Membran im Ductus­ nasolacrimalis pränatal nicht zurückgebildet, was den Tränen­abfluss behindert.

In den allermeisten Fällen von Tränenwegsstenose ist Abwarten die richtige Strategie, denn der Tränen-Nasen-Gang öffnet sich im ersten Lebensjahr häufig spontan. In Studien wurden Raten bis zu 95 % ermittelt, berichtete Professor Dr. Wolf Lagrèze von der Universitätsaugenklinik Freiburg.

Bleibt der Ducuts nasolacrimalis verschlossen, erfolgt als Methode der Wahl die Sondierung in Kurznarkose, um die Membran zu durchstoßen. Studien zufolge darf man in etwa 75 % der Fälle von einem Erfolg dieser Maßnahme ausgehen. Erweist sich eine Stenose bei der Sondierung als sehr langstreckig, legt der Kollege in gleicher Sitzung übers Tränenpünktchen einen Silikonstent. Auch bei Rezidivstenosen ist der Stent indiziert. Nach einigen Monaten kann er beim wachen Kind ganz einfach mit einer Pinzette wieder entfernt werden. In Studien mit zwei standardmäßig verwendeten Produkten sind Erfolgsraten um die 95 % erzielt worden.

Für die Kinder, denen auch der Stent nicht geholfen hat, bleibt die Dakryozystorhinostomie nach Toti. Dabei wird über einen Hautschnitt im inneren Augenwinkel der Tränensack eröffnet und über ein kleines Knochenfenster ein neuer Tränenweg angelegt, der den Abfluss des Sekrets in die Nase sichert. Die Erfolgschancen liegen bei 80–90 %. Eine minimalinvasive OP über das Naseninnere bewertete Prof. Lagrèze als nicht so effektiv.

Fruchtwasserzyste im Tränensack als Notfall

Häufig wird Eltern von Kindern mit Tränenwegsstenose empfohlen, bei ihrem Sprössling mehrfach täglich den Tränen-Nasen-Kanal zu massieren. Es gibt jedoch keine Belege dafür, dass das nützlich ist, erklärte der Kollege. Er warnte zudem davor, eingetrockenetes gelbliches Tränensekret mit Zeichen einer bakteriellen Infektion zu verwechseln und reflexhaft ein Antibiotikum zu verordnen. Topische Antibiotika hätten nur bei eindeutiger bakterieller Superinfektion einen Stellenwert.

Als Notfall gilt die in der ersten Lebenswoche auftretende Fruchtwasserzyste im Tränensack, die als bläulicher Knubbel imponiert. Sie entsteht, wenn neben der Tränenwegsstenose zum Tränenpünktchen hin ein pathologischer Ventilverschluss vorliegt. Bei betroffenen Kindern wird sofort ohne Narkose sondiert oder im Fall eines Rezidivs ein Stent in Narkose implantiert.

Quelle: 14. Pädiatrie-Update-Seminar*

* Online-Veranstaltung