Anzeige

Beobachtungsintervalle beim Rektumkarzinom nach drei Jahren wohl verlängerbar

Autor: Dr. Judith Lorenz

Nach erfolgter Radiochemotherapie stellt sich die Frage, wie lange und intensiv der Patient nachbeobachtet werden muss. Nach erfolgter Radiochemotherapie stellt sich die Frage, wie lange und intensiv der Patient nachbeobachtet werden muss. © iStock/Tinpixels
Anzeige

Nicht jedes Rektumkarzinom muss operiert werden: Vielen Patienten, welche gut auf eine neoadjuvante Radiochemotherapie ansprechen, kann der Eingriff zunächst erspart werden. Um einen Tumorprogress nicht zu verpassen, muss anschließend jedoch über einige Jahre eine intensive Nachsorge erfolgen. Wie lange, analysierten nun portugiesische Forscher.

Rektumtumoren, die nach neoadjuvanter Radiochemotherapie eine vollständige klinische Remission aufweisen, eignen sich für eine Watch-and-Wait-Strategie, berichtete Dr. Laura­ Fernandez­ von der Champalimaud Foundation in Lissabon und Kollegen. Da allerdings 25 % der Betroffenen im Verlauf ein potenziell operables Lokalrezidiv und 10 % eine Fernmetastasierung erleiden, müssen sie sich aufwändigen Überwachungsstrategien unterziehen.

Unklar ist dabei jedoch, nach welchem Zeitraum die Nachsorge wieder gelockert werden kann. Diese Fragestellung untersuchten die Forscher im Rahmen einer retrospektiven Registerstudie.

Knapp 800 Patientendaten gingen in die Analyse ein

Die Wissenschaftler werteten auf Basis der International Watch & Wait Database die Daten von 793 Personen mit einem Rektumkarzinom aus. Diese hatten im Anschluss an eine neoadjuvante Radiochemotherapie klinisch keinen Tumor mehr und wurden zwischen 1991 und 2015 an 47 Kliniken in insgesamt 15 Ländern mittels Watch and Wait überwacht.

Patienten ohne Komplettremission sowie Operierte gingen nicht in die Analyse ein. Die Definition der Komplett­remission sowie die Gestaltung der Nachbetreuung lag in der Verantwortung der teilnehmenden Zentren.

Mithilfe einer konditionellen Überlebensanalyse berechnete das Team die Wahrscheinlichkeit für ein Überleben ohne lokalen oder distanten Progress über weitere zwei Jahre für Menschen, die bereits über ein, drei bzw. fünf Jahre eine anhaltende Komplettremission aufwiesen.

Längere Remissionszeit mit geringerem Risiko assoziiert

Das Gleiche machten sie für die Fernmetastasenfreiheit. Als primäre Studienendpunkte definierte die Arbeitsgruppe das lokalrezidivfreie Überleben nach drei Jahren sowie das fernmetastasenfreie Überleben nach fünf Jahren.

Die mediane Nachbeobachtungszeit umfasste 55,2 Monate. Die Wahrscheinlichkeit, keinen lokalen Progress innerhalb der nächsten zwei Jahre zu erleiden betrug für Patienten,

  • die sich seit einem Jahr in Remission befanden 88,1 % (95%-KI 85,8–90,9),
  • 97,3 %, bei denen das seit drei Jahren der Fall war (95%-KI 95,2–98,6) und
  • 98,6 %, bei fünf Jahren (95%-KI­ 97,6–100).

Die Wahrscheinlichkeit weitere zwei Jahre metastasenfrei zu bleiben bezifferte

  • 93,8 % für Erkrankte, die seit einem Jahr ohne Fernmetastasen waren (95%-KI 92,3–95,9),
  • 97,8 %, bei zwei Jahren (95%-KI 96,6–99,3) und
  • 96,6 %, wenn das bereits seit fünf Jahren der Fall war (95%-KI 94,0–98,9).

Bei Rektumkarzinom-Patienten, welche infolge einer neoadjuvanten Radiochemotherapie innerhalb von drei Jahren anhaltend klinisch tumorfrei sind, so das Fazit der Wissenschaftler, lässt sich die Intensität der Watch-and-Wait-Nachsorge reduzieren.

Quelle: Fernandez LM et al. Lancet Oncol 2021; 22: 43-50; DOI: 10.1016/S1470-2045(20)30557-X