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Pneumonie CAP sorgt für Herzinsuffizienz

Autor: Manuela Arand

Wird die Pneumonie durch Pneumokokken oder Influenzaviren ausgelöst, steigt das kardiale Risiko um das Sechs- bis Zwölffache. Wird die Pneumonie durch Pneumokokken oder Influenzaviren ausgelöst, steigt das kardiale Risiko um das Sechs- bis Zwölffache. © Tatiana Shepeleva – stock.adobe.com
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Behalten Sie Ihre Pneumoniepatienten im Auge: Noch zehn Jahre nach einer ambulant erworbenen Lungenentzündung ist das kardiovaskuläre Risiko verdoppelt. Jede CAP sollte daher Anlass für präventive Maßnahmen geben.

Spanische Forscher haben prospektiv die kardiale Morbidität und Mortalität von Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie (community acquired pneumonia, CAP) untersucht. Knapp 2300 Betroffene – rund die Hälfte von ihnen hospitalisiert – nahmen an der Studie teil. Kardiale Komplikationen traten bei jedem vierten Krankenhaus- und bei etwas mehr als 2 % der ambulant behandelten Patienten auf. In 50 % der Fälle manifestierten sie sich binnen 24 Stunden nach der CAP-Diagnose und zu 90 % in der ersten Woche, berichtete Professor Dr. Stefan Krüger, Florence-Nightingale-Krankenhaus, Düsseldorf. 

Zu zwei Dritteln handelte es sich um eine eine neu aufgetretene oder dekompensierte Herzinsuffizienz, am zweithäufigsten traten Arrhythmien auf. Myokardinfarkte rangierten an dritter Stelle und machten nicht einmal 4 % der kardialen Komplikationen aus. Die Mortalität der betroffenen Patienten war insgesamt um das 1,6-Fache gesteigert. Weitere größere Studien haben die Ergebnisse bestätigt und zudem gezeigt, dass das Herz-Kreislauf-Risiko kardiovaskulär Vorerkrankter noch zehn Jahre nach der Pneumonie stark erhöht bleibt. 

Throaxschmerz bei Grippe als Warnzeichen werten

Relevant scheint zu sein, welcher Erreger die Atemwegsinfektion auslöst: Pneumokokken und Viren steigern das Infarkt- und Schlaganfallrisiko in den ersten Tagen der CAP um das Sechs- bis Zwölffache, wahrscheinlich durch die akute Aktivierung inflammatorischer Kaskaden. Influenzaviren haben sich dabei als besonders aggressiv erwiesen. Wenn Grippepatienten Thoraxschmerzen  oder vermehrt Luftnot entwickeln, muss man daran denken, dass sich dahinter ein akutes ischämisches Ereignis verbergen könnte, betonte Prof. Krüger. 

Eine wichtige Präventivmaßnahme ist deshalb die Grippeschutzimpfung. Mehrere Studien zeigen, dass Immunisierte seltener einen Herzinfarkt, Schlaganfall erleiden oder aus kardiovaskulären Gründen sterben – vorausgesetzt die Vakzine stimmt mit den zirkulierenden Virusvarianten überein. Bei der Influenzaepidemie 2018 war dies nicht der Fall, der trivalente Impfstoff erfasste nicht den B-Stamm – die Rate kardiovaskulärer Komplikationen schoss in die Höhe. Seither ist trivalent out, die STIKO empfiehlt nur noch die tetravalente Vakzine. 

Was die Pneumokokkenvakzinierung hinsichtlich kardialer Ereignisse bewirkt, ist schwerer zu beurteilen. Die Studien sind inkonsistent und haben zudem nur den Polysaccharidimpfstoff geprüft, nicht aber die Konjugatvakzinen, sagte Prof. Krüger. Trotzdem befürwortet auch er diese Impfung: „Wenn man die Erkrankung CAP verhindert, wird das wohl auch die kardiovaskulären Folgen reduzieren können.“

Ob und wie die üblichen Herz-Kreislauf-Medikamente helfen, das postinfektiöse Risiko zu senken, ist kaum systematisch untersucht. Eine retrospektive Analyse lässt erwarten, dass statinbehandelte CAP-Patienten seltener septische Verläufe erleben, was angesichts der antiinflam­matorischen, die Endo­thelfunktion verbessernden und immunmodulatorischen Effekte dieser Wirkstoffe plausibel erscheint. Eine Pneumonie ist für Prof. Krüger aber kein Grund, mit einer Statintherapie neu zu beginnen. ACE-Hemmer scheinen ebenfalls protektiv zu sein. Für andere Substanzen wird die Studienlage dann schon sehr dünn. Zu Betablockern gibt es gar keine verlässlichen Daten. ASS soll einer Registerstudie zufolge kardioprotektiv wirken, wenn Patienten es schon vor der CAP eingenommen haben. 

Nachsorge mit Troponin und NT-proBNP?

Sollte man angesichts des hohen kardiovaskulären Risikos alle CAP-Patienten nach ihrer Genesung kardiologisch überwachen, zumindest im ersten Jahr? Das dürfte schwierig werden, meinte Prof. Krüger. Er wies darauf hin, dass das EKG zwar Arrhythmien gut erfasst, aber zu unspezifisch ist, um eine drohende Herzinsuffizienz zu erkennen. Alle Patienten zum Echo zu schicken, dürfte aus Kapazitätsgründen nicht klappen. Bleiben die Biomarker Troponin und NT-proBNP. Sie helfen bei der Früherkennung von strukturellen Herzschäden und Herzinsuffizienz – auch bei Post-CAP-Patienten.

Kongressbericht: 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (Online-Veranstaltung)

Bei jedem vierten hospitalisierten CAP-Patienten kommt es zu kardialen Komplikationen, am häufigsten zu einer dekompensierten oder neu aufgetretenen Herzinsuffizienz. Bei jedem vierten hospitalisierten CAP-Patienten kommt es zu kardialen Komplikationen, am häufigsten zu einer dekompensierten oder neu aufgetretenen Herzinsuffizienz. © Science Photo Library