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Checkpoint-Inhibition: Immunologische Nebenwirkungen treten nach Pause bei etwa jedem Vierten erneut auf

Autor: Josef Gulden

Für ausgewählte Personen kann man eine Wiederaufnahme der Therapie durchaus ins Auge fassen. Für ausgewählte Personen kann man eine Wiederaufnahme der Therapie durchaus ins Auge fassen. © iStock/Marcin Klapczynski
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Führen Checkpoint-Inhibitoren zu immunlogisch bedingten Nebenwirkungen, werden sie oft pausiert. Nach der Rechallenge treten jedoch bei einem Teil der Patienten erneut dieselben Beschwerden auf.

Immuncheckpoint-Inhibitoren haben die Onkologie in den letzten Jahren grundlegend verändert. Sie tragen aber das potenzielle Risiko für immunologisch bedingte Nebenwirkungen, die schwer und in Einzelfällen sogar letal enden können. Am häufigsten treten unerwünschte Ereignisse in Darm, Leber, Lunge, Hypophyse, Schilddrüse und Haut auf, seltener im Herz, Nervensystem und anderen Organen. Die meisten bilden sich nach Absetzen der auslösenden Medikation wieder zurück. Ein permanenter Therapiestopp wird ausschließlich ab Grad-4-Nebenwirkungen empfohlen.

Aussagen bisheriger Daten sind eher schwammig

Eine Wiederaufnahme der Therapie ist daher in vielen Fällen möglich und angesichts des für einen Teil der Patienten verbesserten Langzeitüberlebens auch wünschenswert. Ob nach einer Re-Challenge mit demselben Hemmer dieselben immunologisch bedingten Nebenwirkungen erneut auftreten, war bislang aber unklar. Es gab lediglich Daten aus kleinen Kohorten mit Raten zwischen 18 % und 42 %.

An der Universität von Uppsala in Schweden wird im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation das Pharmakovigilanz-Register VigiBase geführt, das seit 1967 Informationen zu Nebenwirkungen von Patienten aus über 130 Ländern sammelt. In dieser Datenbank fanden Forscher um Dr. Charles Dolladille, Centre Hospitalier Universitaire de Caen, bis September 2019 etwas über 24 000 Fälle von immunologisch bedingten Nebenwirkungen. Diese standen mit mindestens einem PD1-, PD-L1- oder CTLA-4-Inhibitor in Verbindung. Von 6123 (25,4 %) mit einer Re-Challenge assoziierten Ereignissen erwiesen sich 452 (7,4 %) als informativ im Sinne der Fragestellung, wie häufig es in diesem Setting erneut zu denselben unerwünschten Ereignissen kommt, berichten die Wissenschaftler.

Ein solches Wiederauftreten wurde in 130 Fällen, also bei 28,8 % beobachtet. Laut Multianalyse kam es überdurchschnittlich häufig zu Kolitis (Odds Ratio [OR] 2,99; p = 0,01), Hepatitis (OR 3,38; p = 0,01) und Pneumonitis (OR 2,26; p = 0,01), seltener hingegen zu Ereignissen, die die Nebennieren betrafen (OR 0,33; p = 0,03). Die Autoren vermuten, dass Letztere seltenener vorkommen, da eine Ersatztherapie mit Glukokortikoiden einen Relapse oft verhindert. Weiterhin gebe es vermutlich selten reversible immunologisch bedingte Nebenwirkungen der Nebennieren.

Sorgfältiges Monitoring bei erneutem Therapiestart

Bei einem Drittel bis einem Viertel der Patienten muss man also unter einer Re-Challenge mit derselben Substanz mit einem Wiederauftreten des unerwünschten Ereignisses rechnen. Für ausgewählte Personen kann man eine Wiederaufnahme der Therapie durchaus ins Auge fassen, wobei natürlich ein sorgfältiges Monitoring und die Beachtung der existierenden Algorithmen zur Behandlung dieser Toxizitäten vorauszusetzen ist, schlussfolgern die Autoren. 

Quelle: Dolladille C et al. JAMA Oncol 2020; e200726; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.0726