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COPD: Mehr Lungenentzündungen durch Steroide

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Schwächen inhalative Steroide die Abwehr, droht eine Pneumonie. Dann füllen sich die Alveoli mit Flüssigkeit und Fibrin. Schwächen inhalative Steroide die Abwehr, droht eine Pneumonie. Dann füllen sich die Alveoli mit Flüssigkeit und Fibrin. © iStock.com/andresr
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Pneumonien durch nicht-tuberkulöse Mykobakterien nehmen weltweit zu. Offenbar ist der Einsatz von inhalativen Steroiden mit dafür verantwortlich.

Lag die Zahl nicht-tuberkulöser Mykobakterien-Infektionen in den frühen 1980er-Jahren noch bei etwa 1,8 Fällen pro 100 000 Personen, so sind es aktuell in einigen Regionen der Erde mehr als zwanzigmal so viele. Diesen Anstieg sehen Experten mit Sorge, denn mitunter sind diese pulmonalen Erkrankungen noch schwieriger zu behandeln als die Tuberkulose durch mehrfach resistente Erreger.

Die Steigerung falle deutlich erkennbar mit der zunehmenden Verordnung von inhalativen Kortikosteroiden zusammen, schreibt eine Autorengruppe um Dr. Vincent X. Liu vom Santa Clara Medical Center im kalifornischen Santa Clara. Und zwar auch bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), bei denen – im Gegensatz zum Einsatz dieser Medikamente bei Asthma – ein Nutzen nicht sicher sei. Um einen möglichen Zusammenhang zwischen den Präparaten und den Mykobakterien-Infektionen nachzuweisen, untersuchten die Wissenschaftler 549 Patienten mit Atemwegserkrankungen, die eine Infektion mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien entwickelt hatten. Dafür stellten sie den Erkrankten jeweils zehn nicht-infizierte Personen gegenüber.

Pneumonie tritt fast dreimal so häufig auf

Es zeigte sich, dass bei Teilnehmern, die mehrfach Kortikosteroide zur Inhalation erhalten hatten, eine derartige Lungenentzündung 2,7-mal so häufig auftrat wie in der Kontrollgruppe. Und: Je höher die Steroide dosiert waren und je länger die Medikamente eingenommen wurden, desto höher lag auch das Infektionsrisiko.

Auch wenn eine Beobachtungsstudie grundsätzlich keinen kausalen Zusammenhang belegen könne, schreiben die Autoren, so wären ein negativer Einfluss der Substanzen auf die Immunabwehr und eine Förderung der Mykobakteriosen doch biologisch plausibel. Sie empfehlen ihren Kollegen daher, die Wirkung der Medikamente bei COPD-Patienten konkret zu objektivieren – und die Steroide ggf. abzusetzen, zumindest aber die Dosis auf die niedrigstmögliche zu beschränken.

Quelle: Liu VX et al. Ann Am Thorac Soc 2018; 15: 1169-1176