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COVID-19: Social Distancing belastet die Psyche

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Studienteilnehmer klagten wesentlich öfter über Angstzustände, depressive Verstimmung und Schlafstörungen. (Agenturfoto) Die Studienteilnehmer klagten wesentlich öfter über Angstzustände, depressive Verstimmung und Schlafstörungen. (Agenturfoto) © iStock/kzenon
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Es ist sicher gut gemeint, ältere und komorbide Personen aus Schutz vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 von anderen Menschen abzuschotten. Doch wird dabei häufig vergessen, dass Isolation zu Einsamkeit, Ängsten und Depressionen führen kann. Eine Studie aus Hongkong bestätigt dies nun.

Die sozialen Distanzregeln mögen Senioren vor COVID-19 schützen. Doch vor allem die damit einhergehende Einsamkeit belastet sie psychisch stark. Außerdem trauen sich viele Ältere nicht mehr in die Praxis und vernachlässigen so die Therapie bereits vorbestehender chronischer Erkrankungen.

Grundlage dieser Aussage bilden die Ergebnisse einer Studie mit fast 600 multimorbiden Patienten aus vier Hongkonger Hausarztzentren. Die Autoren um Professor Dr. Samuel Y. S. Wong, Chinesische Universität Hongkong, hatten den psychischen Zustand der Teilnehmer vor und nach Ausbruch der Pandemie verglichen.

Wie sich zeigte, nahm aufgrund der Bedrohung durch SARS-CoV-2 nicht nur die Einsamkeit zu. Die mindestens 60-jährigen Teilnehmer klagten auch wesentlich öfter als ein Jahr zuvor über Angstzustände, depressive Verstimmung und Schlafstörungen. Außerdem fiel den Forschern auf, dass der Anteil nicht wahrgenommener Arzttermine von 16,5 % auf 22 % gestiegen war.

Unter vermehrter Einsamkeit litten besonders Frauen, Alleinlebende und Patienten mit mehr als vier chronischen Erkrankungen. Patientinnen kämpften zudem besonders stark mit Ängsten und kamen nachts nicht zur Ruhe.

Quelle: Wong SYS et al. Br J General Pract 2020; DOI: 10.3399/bjgp20X713021