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Depressionen bei Dementen ohne Psychopharmaka reduzieren

Autor: Dr. Daniela Erhard

Jeder dritte Mensch mit Demenz entwickelt irgendwann einmal depressive Symptome. (Agenturfoto) Jeder dritte Mensch mit Demenz entwickelt irgendwann einmal depressive Symptome. (Agenturfoto) © iStock/LPETTET
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Bei dementen Patienten mit depressive Episoden braucht es nicht immer die Pharmakeule. Verschiedene nicht-pharmakologische Interventionen sind ähnlich wirksam.

Appetit- und Antriebslosigkeit, soziale Isolation oder Traurigkeit: Jeder dritte Mensch mit Demenz entwickelt irgendwann einmal depressive Symptome, ohne dass dabei formal die Diagnose einer Depression vorliegen muss. Um sie zu behandeln, sind nicht-medikamentöse Methoden offenbar nicht nur der Standardtherapie, sondern teilweise auch rein pharmakologischen Strategien überlegen. Das legt eine detaillierte Analyse von mehr als 200 Studien mit insgesamt über 25 000 Patienten nahe.

Nicht-pharmakologische Ansätze besser als Standard

Wie die Autoren um Dr. Jennifer Watt von der Universität Toronto berichten, reduzierten kognitive Stimulation allein, gepaart mit einem Cholinesterase-Hemmer oder in Kombination mit anderen Ansätzen depressive Symptome bei dementen Patienten besser als die Standardbehandlung. Das galt für die Kombi mit Sport und sozialer Interaktion, Massage und Berührungstherapie, multidisziplinäre Versorgung, Ergo-, Tier- sowie Erinnerungstherapie allein oder in Kombination mit Psychotherapie und Modifikation des Lebensumfelds. Mithilfe dieser Interventionen nahm der Score auf der Cornell Scale for depression in dementia gegenüber der Regelversorgung im Mittel um zwei bis zwölf Punkte und damit klinisch signifikant ab.

Die genannten Ansätze waren allesamt mindestens genauso wirksam wie entsprechende Medikamente und reduzierten nach Angaben der Autoren außerdem Aggression und Agitation bei den Betroffenen. Massage und Berührungstherapie sowie die Kombinationen aus kognitiver Stimulation plus Cholinesterase-Inhibitor oder Sport und sozialer Interaktion konnten die Beschwerden sogar effektiver lindern als einzelne Medikamente.

Quelle: Watt JA et al. BMJ 2021; 372: n532; DOI: 10.1136/bmj.n532