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Diese acht Formen der Gicht gibt es

Autor: Dr. Andrea Wülker

Uratablagerungen in der Hand sind typisch für eine tophöse Gicht. Uratablagerungen in der Hand sind typisch für eine tophöse Gicht. © chatuphot – stock.adobe.com
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Bisher gab es zur Beschreibung der Gicht weder eine einheitliche Terminologie noch klare Definitionen. Das hat dank eines Konsenspapiers ein Ende.

Wenn es keine standardisierte Terminologie für ein Krankheitsbild gibt, ist die Kommunikation sowohl unter Wissenschaftlern als auch unter Ärzten erschwert. Das war bisher auch bei der Gicht so: In einer Analyse von 539 Artikeln aus renommierten rheumatologischen und internistischen Fachzeitschriften fanden die Mitglieder des internationalen, multidisziplinären „Gout, Hyperuricaemia and Crystal-Associated Disease Network“ 13 verschiedene Krankheitsformen der Gicht und 63 unterschiedliche Bezeichnungen rund um die Erkrankung.

Manchmal liegen mehrere Varianten gleichzeitig vor

Um für mehr Klarheit zu sorgen, wurden international bekannte Gicht-Spezialisten eingeladen, an einem Delphi-Befragungsverfahren teilzunehmen. Krankheitsformen, die als bedeutsam identifiziert worden waren (80 % der Teilnehmer mussten dafür gestimmt haben), diskutierten die Experten daraufhin, um anschließend die genauen Definitionen festzulegen. Sie einigten sich auf insgesamt acht verschiedene Formen und formulierten unter Federführung von Dr. David Bursill von der University of Adelaide für jede Variante eine Definition.

Präklinische Formen

  • asymptomatische Hyperurikämie:Hyperurikämie ohne Gicht
  • asymptomatische MNU*-Kristallablagerung: Evidenz für abgelagerte MNU-Kristalle ohne Gicht, nachgewiesen per Bildgebung oder mikroskopischer Analyse
  • asymptomatische Hyperurikämie mit MNU-Kristallablagerung: Hyperurikämie mit Evidenz für die Kristallablagerung ohne Gicht, nachgewiesen per Bildgebung oder mikroskopischer Analyse

Klinische Formen

  • Gicht: Eine durch MNU-Kristallablagerung verursachte Erkrankung mit folgenden (aktuellen oder früheren) klinischen Manifestationen: Gichtanfall, chronische Gichtarthritis, subkutane Tophusbildung
  • tophöse Gicht: Gicht mit mindestens einem subkutanen Tophus
  • erosive Gicht: Gicht mit mind. einer knöchernen Gichterosion

Formen des Krankheitsverlaufs

  • erster Gichtanfall
  • rezidivierende Gichtanfälle

Dr. Bursill und seine Kollegen weisen darauf hin, dass manchmal mehrere Gichtvarianten gleichzeitig vorliegen – z.B. eine tophöse und eine erosive Gicht. Zudem kann es Symptomkombinationen geben, für die keine „Variante“ definiert wurde. In diesem Fall wird das Krankheitsbild in die anerkannte Form eingestuft und die zusätzliche Komponente benannt. Beispiel: tophöse Gicht mit chronischer Gichtarthritis. Die Experten raten, die Bezeichnung „schwere Gicht“, wie sie in einigen internationalen Leitlinien genutzt wird, künftig nicht zu verwenden.

* Mononatriumurat

Quelle: Bursill D et al. Ann Rheum Dis 2019; DOI: dx.doi.org/10.1136/annrheumdis-2019-215933