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Neuropathie Ein Seitensprung, der nicht unbemerkt bleibt

Autor: Stefanie Menzel

Es zeigte sich, dass die Neuropathien regelmäßig zur veränderten Wahrnehmung in der anderen Körperhälfte führten. Es zeigte sich, dass die Neuropathien regelmäßig zur veränderten Wahrnehmung in der anderen Körperhälfte führten. © iStock/Jan-Otto
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Als sei eine unilaterale Neuropathie nicht schon Strafe genug, kommt es bei Betroffenen häufig phantomartig auch auf der anderen Körperseite zum selben Problem. Den Ursachen für diese spiegelbildliche Pein sind Forscher jetzt ein Stückchen näher gekommen.

Läsionen an peripheren Nerven führen im betroffenen Körperareal häufig zu Schmerzen, Lähmungen oder Taubheitsgefühlen. Insbesondere Patienten mit Gürtelrose klagen zudem über Wahrnehmungsstörungen auch auf der intakten Körperseite.

Eine Gruppe um Professor Dr. Elena Enax-Krumova vom Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum wollte klären, wann genau derartige Phänomene auftreten und welche Faktoren sie triggern. Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts analysierten sie Daten von 424 Patienten, die an einer einseitigen schmerzhaften oder einer schmerzlosen Neuropathie litten. Ursächlich war in 256 der Fälle eine periphere Nervenverletzung, bei 78 Patienten lag eine postherpetische Neuropathie zugrunde, bei 90 war eine Radikulopathie der Auslöser.

Alle Studienteilnehmer unterzogen sich quantitativen sensorischen Testungen, bei denen jeweils die gegenüberliegende Körperseite untersucht wurde. Ziel war es, mittels thermischer und mechanischer Testreize etwaigen Empfindungsstörungen auf der unversehrten Körperseite auf die Spur zu kommen.

Es zeigte sich, dass sowohl die schmerzhaften als auch die schmerzlosen Neuropathien regelmäßig zur veränderten Wahrnehmung in der anderen Körperhälfte führten. Thermische Reize und sanfte Berührungen wurden dabei häufig als schwächer, Schmerzen hingegen oft als verstärkt, manchmal auch als leichter registriert. Nur Patienten mit postherpetischer Neuropathie und peripherer Nevenverletzung reagierten übermäßig auf spitze Reize, was für eine zentralnervöse Sensibilisierung spricht. Schmerzstärke, zugrunde liegende Erkrankung und betroffene Körperregion waren nur vereinzelt mit den Testreizen korreliert, die Erkrankungsdauer hingegen überhaupt nicht.

Quelle:
1. Enax-Krumova E et al. Neurology 2021; 97: e389-e402; DOI: 10.1212/WNL.0000000000012229
2. Pressemitteilung Ruhr-Universität Bochum