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Fördern High-Protein-Lebensmittel die Gesundheit?

Autor: Dr. Sascha Bock

Eine Protein-Supplementierung ist für die allermeisten Konstellationen nicht notwendig und wird nicht empfohlen. Eine Protein-Supplementierung ist für die allermeisten Konstellationen nicht notwendig und wird nicht empfohlen. © iStock/kjekol
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Ob Muskelaufbau oder Enzyme – ohne Proteine läuft nichts in unserem Körper. Aber brauchen wir wirklich mit Eiweißen angereicherte Lebensmittel? Eine Expertin sieht diesen Ernährungstrend kritisch.

High-Protein-Produkte scheinen die Supermarktregale zu überfluten. Vom Joghurt über den Müsliriegel bis hin zur Pasta: All diese Lebensmittel gibt es mit einem hohen Eiweißgehalt, d.h. ungefähr 20 g pro Becher, Riegel oder 100 g. Fördert dieser Ernährungstrend wirklich die Gesundheit? „Sicherlich nicht“, sagte Dr. Elisabeth Schieffer von der Medizinischen Hochschule Hannover. Es gebe keinerlei Evidenz.

Bei einem derart hohen Proteinanteil erreicht man schnell die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlene Tagesmenge. Für einen 70 kg schweren gesunden Erwachsenen zwischen 19 und 65 Jahren beispielsweise gibt die DGE 56 g/d an. Sportler, die sich mehr als fünf Stunden in der Woche betätigen, sollten täglich 1,2 bis 2 g pro kgKG aufnehmen. Mit einem Körpergewicht von 70 kg ergeben sich daraus 84–140 g/d.

Grundsätzlich sollte man laut der Fachgesellschaft verschiedene natürliche Proteinquellen mischen. „Eine Supplementierung ist für die allermeisten Konstellationen nicht notwendig und wird nicht empfohlen“, erinnerte die Kollegin. Im schlimmsten Fall droht eine Überversorgung. Schließlich baut der Körper Eiweiße zu Harnstoff ab und scheidet diesen mit dem Urin aus. „Das kann die Nieren auch dauerhaft belasten.“ Ein anderer negativer Effekt ließ sich für verzweigtkettige essenzielle Aminosäuren (Leucin, Isoleucin, Valin) nachweisen.

Ein Verzehr in Maßen hat positive Effekte

Diese spielen eine wichtige Rolle in Stoffwechselsignalwegen und beeinflussen u.a. die intestinale Integrität. In Studien fand sich eine Assoziation zwischen erhöhten Plasmaspiegeln und Insulinresistenz bzw. Diabetes, kardiovaskulären Leiden und Tumorerkrankungen. Eine moderate Aufnahme hingegen entfaltet präventive Effekte: Milch beispielsweise enthält viele verzweigtkettige Aminosäuren und könnte das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen reduzieren. Gleiches gilt für ihre fermentierten Ableger (Kefir, Buttermilch, normalen Joghurt). Dr. Schieffers abschließende Empfehlung lautete daher, alles in Maßen zu konsumieren.

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