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Virale Lungenentzündung Frühkindliche Pneumonie erhöht Asthmarisiko

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Bei Kindern, die schon früh eine Lungenentzündung haben, ist das Asthmarisiko deutlich erhöht. Bei Kindern, die schon früh eine Lungenentzündung haben, ist das Asthmarisiko deutlich erhöht. © nateejindakum – stock.adobe.com
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Mediziner vermuten schon länger einen Zusammenhang zwischen Lungenentzündungen bei Säuglingen und sehr jungen Kleinkindern und späteren Asthmaerkrankungen.

Schwedische Forscher um Dr. Samuel Rhedin vom Department of Medical Epidemiology and Biostatistics des Karolinska-Instituts in Stockholm sind dieser Frage und den möglicherweise zugrunde liegenden Faktoren nachgegangen.1

Die Wissenschaftler zogen Daten von mehr als 948.000 Kindern heran. Darunter waren gut 23.000 (2,4 %), die vor dem vollendeten zweiten Lebensjahr an einer Pneumonie gelitten hatten. Bei mehr als 60.000 Kindern hatten die behandelnden Ärzte bis zum vierten Lebensjahr ein Asthma bronchiale diagnostiziert.

Risiko unabhängig von Genen und Umwelt

Und genau diese Diagnose fand sich signifikant häufiger bei denjenigen, die früher eine Lungenentzündung durchgemacht hatten. Auch wenn die Forscher Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, Frühgeburtlichkeit berücksichtigen, schwächte sich dieser Zusammenhang nur minimal ab. Das Asthmarisiko war für die früheren Pneumoniekinder mehr als dreimal so hoch (Odds Ratio, OR, 3,38), berichten Dr. Rhedin und seine Kollegen.

Nun wollten die schwedischen Ärzte wissen, ob vielleicht Umwelt- und genetische Parameter für diese Assoziation (mit-)verantwortlich waren. Daher untersuchten sie Geschwisterkinder (außer Mehrlingen) und Halbgeschwister, bei denen anzunehmen ist, dass sie die genannten Faktoren weitgehend teilen. Und siehe da: Der Zusammenhang fiel zwar etwas geringer aus, das Asthmarisiko nach stattgehabter Pneumonie war aber immer noch um gut das 2,5-Fache erhöht (OR 2,81), verglich man es mit dem von Kindern ohne vorangegangene Pneumonie.

Schließlich stellte sich das Team noch die Frage, wie die seit 2011 hohe Durchimpfungsrate von Säuglingen gegen Pneumokokken diesen Zusammenhang beeinflusste. Die Kollegen fanden eine etwas höhere Asthmarate in der Impfära im Vergleich zu der Zeit davor (OR 3,80 vs. 3,28). Allerdings hatte in diesem Zeitraum auch das Verhältnis von viral zu bakteriell bedingten Pneumonien zugenommen – was wiederum die Theorie unterstützt, dass Virusinfektionen der unteren Atemwege eher zu späteren Asthmaattacken führen als bakterielle.

Neue Vakzinen gegen Rhinoviren oder RSV oder gegen pneumotrope Viren gerichtete Antikörper könnten das Risiko von Kindern, später ein Asthma zu entwickeln, womöglich senken, mutmaßen Dr. Tina Banzon und Dr. Wanda Phipatanakul von der Havard Medical School, Boston.2

Quellen:
1. Rhedin S et al. Chest 2021; 160: 422-431; DOI: 10.1016/j.chest.2021.03.006
2. Banzon, T Phipatanakul W. Chest 2021; 160: 385; DOI: 10.1016/j.chest.2021.04.008