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Alkohol, Schokolade und Kaffee Genuss vs. Gefahr

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Sind Alkohol, Schokolade und Kaffee nun kleine Sünden, die uns dem Grab näherbringen – oder tun wir uns womöglich etwas richtig Gutes damit? Sind Alkohol, Schokolade und Kaffee nun kleine Sünden, die uns dem Grab näherbringen – oder tun wir uns womöglich etwas richtig Gutes damit? © iStock/simarik
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Zu einem guten Leben gehört für viele der Konsum von Wein, Schokolade und Kaffee einfach dazu. Doch was Seele und Geist guttut, ist für den Körper nicht immer das reine Vergnügen. Sola dosis facit venenum – es hängt eben alles von der Menge ab.

Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit und Plackerei. Und so greift der eine hin und wieder zu Korkenzieher, Kaffeebecher oder Schokotafel, der andere mit schöner Regelmäßigkeit. Sind das nun kleine Sünden, die uns dem Grab näherbringen – oder tun wir uns, unseren Gefäßen und unserer Herzgesundheit womöglich etwas richtig Gutes damit?

Alkohol

Bei gesunden Menschen steigert Alkoholkonsum die sympathische Nervenaktivität in der Gefäßmuskulatur und damit den Blutdruck. Vermittelt wird dieser Effekt über die verstärk­te Freisetzung des Corticotropin-­Releasing-­Hormons (CRH) im Hypo­thalamus. Der aktive Sympathikus ist auch der Grund dafür, dass man nach einem feuchtfröhlichen Abend um drei Uhr in der Frühe mit Herzklopfen aufwacht und nicht mehr in den Schlaf findet, erläutert Professor Dr. ­Thomas ­Lüscher vom Imperial College London.

Zwei Studien aus den USA – die eine mit 28.848 Frauen, die andere mit 13.455 Männern – ergaben, dass ein geringer bis moderater Konsum bei den Damen das Risiko für Bluthochdruck senkt, bei den Herren hingegen erhöht. Dabei unterschieden sich die Grenzwerte für den schädlichen Gebrauch: Frauen dürfen sich demnach bis zu drei Drinks pro Tag genehmigen, Männer nur einen.

Nicht unberücksichtigt bleiben dürfe die Energie, die man dem Körper über den Alkohol zuführe, merkt Prof. ­Lüscher an. Denn auch die Gewichtzunahme, die bei notorischem Trinken häufig zu beobachten sei, könne den Blutdruck steigen lassen. Der Autor weist auch auf die enge Verbindung von regelmäßigem Alkoholkonsum und Vorhofflimmern hin: Schon ein Glas täglich erhöht das Risiko für die Arrhythmie, und mit jedem weiteren Drink steigt die Gefahr weiter.

Unklar ist, ob Alkohol vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützt. Die Ergebnisse einer Metaanalyse aus dem Jahr 2016 sprechen ihm durchaus gewisse protektive Effekte zu, sofern nicht mehr als vier Drinks pro Woche gekippt werden. Eine große epidemiologische Studie mit mehr als 500.000 Teilnehmern kommt jedoch zu dem Schluss, dass schon der maßvolle Konsum das Risiko für Insulte erhöht und das Auftreten von Myokard­infarkten so gut wie nicht beeinflusst.

Außerdem müsse man schon bei mäßigem Trinken mit negativen Folgen für die kognitive Leistungsfähigkeit rechnen, gibt Prof. Lüscher mit Verweis auf eine Beobachtungsstudie aus Großbritannien zu bedenken. Große Mengen an Alkohol sollen gar eine Demenz begünstigen. Alles in allem scheint Alkohol also kaum geeignet zu sein, um der Gesundheit etwas Gutes zu tun, zieht der Autor sein Fazit in dieser Sache.

Schokolade

Speziell für Bitterschokolade konnte ein kardioprotektiver Effekt nachgewiesen werden. Allerdings kann das als schützend eingestufte ­Epicathechin beim Trocknen und Rösten der Kakaobohnen verloren gehen.

Im Gegensatz zu hellen Sorten, die mehr Zucker und Milch enthalten, vermag die dunkle Schokolade die Endothelfunktion der Koronarien zu verbessern. Außerdem hat sie einen günstigen Einfluss auf Blutdruck, Insulinresistenz und Thrombozytenfunktion. In einer Metaanalyse fand man zudem eine schwache inverse Assoziation zwischen dem Konsum von Schokolade und dem Auftreten schwerer ­kardiovaskulärer Ereignisse. Möglicherweise stärkt das Kakaoprodukt auch die zerebrale Leistungsfähigkeit, enthält andererseits je nach Sorte aber viel Fett und Kohlenhydrate und damit reichlich Kalorien.

Kaffee

Die Wirkung des Kaffees hängt vom jeweiligen Konsumenten ab. Bei Menschen, die nicht daran gewöhnt sind, kann das schwarze Gebräu zu unangenehmem Herzklopfen und Blutdruckanstieg führen. Routinierte Kaffeetrinker hingegen sind davor gefeit, denn bei ihnen ist die sympathomimetische Reaktion herunterreguliert. Erstaunlicherweise lassen sich die Effekte unabhängig vom Koffein beobachten, berichtet Prof. ­Lüscher. Es muss also noch mindestens einen weiteren Inhaltsstoff geben, der für die anregende Wirkung des Muntermachers verantwortlich ist.

Maßvolle Kaffeetrinker sind weniger durch Herzinsuffizienz bedroht als diejenigen, die das Getränk meiden. Am wirkungsvollsten scheint eine Tagesdosis von vier Tassen zu sein. Wahrscheinlich verringert das Heißgetränk die myokardial induzierte exzessive Sympathikusaktivierung. Zudem entwickeln Menschen, die täglich einige Tassen Kaffee trinken, seltener einen Typ-2-Diabetes.

Auch langfristig dürfte Kaffee, in Maßen getrunken, ein sicheres Getränk sein, wie eine europäische Registerstudie mit den Gesundheitsdaten von 42.659 Personen ergab: Während der neunjährigen Beobachtungszeit kam es bei den Kaffeefreunden nicht zu mehr chronischen Erkrankungen als bei Nicht-Kaffeetrinkern.

Daten hinsichtlich der Mortalität bei den Kaffeekonsumenten lieferte eine Untersuchung aus den USA. Deren Sterblichkeit ist demnach bezüglich Herz- und Atemwegserkrankungen, Schlaganfall, Diabetes und Infektionen verringert, nicht aber bei Krebs.

Quelle: Lüscher TF. Eur Heart J 2021; DOI: 10.1093/eurheartj/ehab654