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Halbzeit beim Dimini-Projekt für Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko

Autor: Michael Reischmann

Das geförderte Projekt ist in Schleswig-Holstein und Hessen seit 2018 in der Erprobung. Das geförderte Projekt ist in Schleswig-Holstein und Hessen seit 2018 in der Erprobung. © adragan – stock.adobe.com
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Seit 2018 können sich Versicherte mit einem erhöhten Diabetesrisiko in Schleswig-Holstein und Hessen in das vom Innovationsfonds geförderte Projekt „Dimini“ (Diabetes mellitus? Ich nicht!) einschreiben. Ende September 2020 werden die Daten der letzten Teilnehmer vorliegen. Erste positive Zwischentrends gibt es bereits.

Das Ziel von Dimini ist es, Menschen mit einem erhöhten Diabetesrisiko zu erkennen und in die Lage zu versetzen, die Entstehung von Diabetes ganz zu vermeiden oder zumindest hinauszuzögern. In Hessen können Versicherte der AOK Hessen teilnehmen, in Schleswig-Holstein Versicherte von AOK NordWest, Techniker Krankenkasse, Barmer und DAK-Gesundheit.

Bis Ende Juni 2019 können diese Versicherten bei 140 Ärztinnen und Ärzten in Hessen und bei 115 Medizinern in Schleswig-Holstein kostenlos einen „Findrisk“-Test durchführen lassen.

Praxen geben Empfehlungen zur Lebesstiländerung

Mit dem Fragebogen wird die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten zehn Jahren an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, ermittelt. Bis zum 20. Mai 2019 haben 3301 Versicherte den Test absolviert; 5000 Tests werden angestrebt. 591 Versicherte aus Hessen und 483 aus Schleswig-Holstein erreichten im Findrisk mindestens zwölf Punkte, also eine Wahrscheinlichkeit von mindestens 15 %, und wurden damit in die Studie aufgenommen, berichtet der Diabetologe Dr. Carsten Petersen vom Dimini-Büro in Schleswig. Bei 61 der getesteten Patienten wurde ein vorher nicht bekannter Diabetes mellitus Typ 2 diagnostiziert; ihnen wurde geraten, am DMP teilzunehmen.

Die Dimini-Studienteilnehmer erhalten in den Praxen Empfehlungen, wie sie ihren Lebensstil ändern können, um das Diabetesrisiko zu senken. Das geschieht entweder mit einer „Präventionsempfehlung“ (Muster 36) oder mit einem „Interventionsset“. Letzteres enthält Broschüren, Ernährungs- und Bewegungstagebuch, Lebensmittelliste, Taillenmaßband und Pedometer.

Überzeugt das Angebot, spricht das für eine Regelversorgung

Alternativ gibt es die eigens entwickelte „DIP-App“ fürs Smartphone. Es werden individuelle Zielvereinbarungen getroffen, beispielsweise zu Abnehmen, mehr Bewegung und weniger Stress.

Die Teilnahmezeit an der Studie beträgt 15 Monate. 796 der Teilnehmer haben inzwischen den ersten Kon­trolltermin drei Monate nach Beginn absolviert, 302 auch schon den zweiten nach neun Monaten. 34 Probanden sind bereits fertig. Ende September nächsten Jahres werden die letzten Dimini-Teilnehmer die Studie durchlaufen haben. Voraussichtlich Ende des ersten Quartals 2021 sollen die wissenschaftlichen Ergebnisse publiziert werden. Wenn diese überzeugen, empfehlen sich nach der Arithmetik des Innova­tionsfonds der Risikofragebogen und das Interventionsprogramm für die Regelversorgung.

Zum jetzigen Zeitpunkt seien die Konsortialmitglieder des Dimini-Projekts mit dem erreichten Stand recht zufrieden, berichtet Dr. Petersen. Die Konsortialführung hat die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein. Beteiligt sind neben der KV Hessen und den genannten Krankenkassen unter anderem auch die DDG, die Bundesagentur für Arbeit und ein Pharmaunternehmen.

Risikofälle: Im Schnitt 54 Jahre alt mit einem BMI von 32,8

Eine vorläufige Aussage, basierend auf einer Interimsanalyse von 417 Frauen und 219 Männern, betrifft die Durchschnittswerte der Menschen, die ein erhöhtes Diabetesrisiko aufweisen. Im Schnitt sind sie 53,9 Jahre alt und 94,8 Kilogramm schwer bei einer Körpergröße von 1,70 Meter. Ihr Taillenumfang liegt bei 108,1 cm, ihr Body-Mass-Index beträgt 32,8 kg/m². „Diese Werte sind keine Überraschung, sondern bestätigen: Abdominal bedingte Adipositas ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes“, betont Dr. Petersen.