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Karies: Bei Milchzähnen besteht hoher Präventions- und Therapiebedarf

Autor: Sabine Mattes

Im Mund einer 5-Jährigen waren Karius und Baktus sehr fleißig.  Im Mund einer 5-Jährigen waren Karius und Baktus sehr fleißig. © Science Photo Library/Ted Croll
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Die Zahngesundheit der Zwölfjährigen in unserem Land ist herausragend. Im Vorschul- und frühen Schulalter hingegen hat man die Karies nach wie vor schlecht im Griff.

Auch wenn die Karies­prävalenz bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gesunken ist: Vor allem bei den ganz Kleinen besteht in Sachen Mundgesundheit weiterhin großes Optimierungspotenzial. Dr. ­Julian ­Schmoeckel vom Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald und seine Kollegen haben die Entwicklung anhand der Daten aus den Epidemio­logischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe analysiert. In dieser Studie wird die Karieserfahrung sowie die Karies­prävalenz bei Kindern dargestellt, wofür die Daten von 301 684 Teilnehmern aus drei verschiedenen Altersgruppen berücksichtigt werden: Dreijährige, Grundschüler der 1. Klasse (6–7 Jahre) und Zwölfjährige.

Die Zahlen zeigen, dass Zahnfäule bereits im Kindergartenalter ein Thema ist. Auch wenn über 80 % der Gebisse in diesem Alter gesund sind – die Karieslast bei den übrigen liegt mit einem dmft-Index (s. ­Kasten) von durchschnittlich 3,6 sehr hoch, schreiben die Zahnärzte. Fast 75 % der schadhaften Zähne sind nicht saniert. Klinisch tritt die frühkindliche Karies meist als sogenannte Nuckelflaschenkaries an den Oberkieferschneidezähnen auf. 

Auf den Zahn gefühlt

Die Karieserfahrung wird nach WHO-Kriterien mit dem dmft- (Milchgebiss) bzw. DMFT-Index (bleibende Zähne) angegeben. Der Wert ergibt sich aus der Anzahl der kariösen (­decayed), der fehlenden (­missing) und der gefüllten (­filled) Zähne (­teeth). Die Kariesprävalenz beschreibt den Anteil der untersuchten Kinder je Gruppe mit einem dmft bzw. DMFT > 0. Der Sanierungsgrad entspricht dem Prozentsatz reparierter Zähne am dmft bzw. DMFT.

In der Grundschule setzt sich der Verfall des Milchzahngebisses mit einem mittleren dmft von 1,73 fort. Mit einer Karies­prävalenz von 44 % weist fast jeder zweite Sechs- oder Siebenjährige löchrige Zähne auf, wobei nur gut die Hälfte der Läsionen saniert ist. Einzig bei den Zwölfjährigen konnte der DMFT-Index (s. Kasten) laut der Studie in den vergangenen 20 Jahren um 80 % auf 0,44 reduziert werden. Nur jeder Fünfte hat eine manifeste Karies, der Sanierungsgrad schadhafter Zähne beträgt 70 %. In dieser Altersgruppe nimmt Deutschland im internationalen Vergleich einen der besten Plätze ein. Maßnahmen wie die halbjährliche Individualprophylaxe ab dem sechsten Lebensjahr und die präventive Fissurenversiegelung haben sicherlich dazu beigetragen, die Werte bei den Jugendlichen zu verbessern, schreiben die Zahnmediziner. Karies im Milchgebiss sei jedoch immer noch ein großes Problem, es bestehe hoher Präventions- und Therapiebedarf. Einen Schritt in die richtige Richtung stelle die Einführung von abrechnungsfähigen Frühuntersuchungen ab dem sechsten Lebensmonat dar. Ein höherer Fluoridgehalt der Kinderzahnpasta, Trainings zur Mundhygiene und Fluoridierungen bei unter 6-Jährigen könnten dazu beitragen, die Zahngesundheit bei den Jüngsten zu verbessern.

Quelle: Schmoeckel J et al. Bundesgesundheitsbl 2021; DOI: 10.1007/s00103-021-03341-w