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Kognitive Leistung im Alter leidet durch TV-Konsum

Autor: Michael Brendler

Je länger man fernsieht, desto mehr schrumpft das Wortgedächtnis. Je länger man fernsieht, desto mehr schrumpft das Wortgedächtnis. © iStock/bowie15
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Manche Eltern unterbinden den übermäßigen TV-Konsum ihrer Kinder, um deren Sprachentwicklung und Denkvermögen nicht zu gefährden. Aber auch Erwachsene sollten es nicht mit dem Fernsehen übertreiben.

Für das Gehirn ist Fernsehen unnatürlich: Ständig wechselnde sensorische Stimuli versetzen den Kopf in Alarmbereitschaft, während der Körper in mehr oder weniger vollständiger Bewegungslosigkeit verharrt. Das steigert letztendlich die Wachsamkeit, gleichzeitig verliert das Gehirn aber die Fähigkeit, sich zu fokussieren, berichten Dr. Daisy Fancourt und Professor Dr. Andrew Steptoe von der Abteilung für Verhaltenswissenschaften und Gesundheit am University College London.

Für Menschen ab dem fünfzigsten Lebensjahr scheint das nicht ohne Folgen zu bleiben, konnten sie anhand von 3590 kognitiv nicht-beeinträchtig­ten Probanden der English Longitudinal Study of Ageing im mittleren Alter von 67,1 Jahren zeigen. Teilte man diese nach ihrem Fernsehkonsum in fünf gleich große Gruppen auf, wobei die Spanne von unter 2,5 Stunden TV pro Tag bis zu mehr als sieben reichte, ließen sich sechs Jahre später in Bezug auf die kognitiven Fähigkeiten erhebliche Unterschiede messen.

Die Gründe sind noch unklar

Wer sich länger als 3,5 Stunden am Tag vor dem Fernseher berieseln ließ, schnitt bei Tests des verbalen Gedächtnisses signifikant schlechter ab. Je mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht wurde und je besser das Wortgedächtnis ursprünglich war, desto mehr davon ging verloren. Dies galt sogar, wenn man Faktoren wie Gesundheit, Einkommen, soziale Einbindung und körperliche Aktivität mit einrechnete.

Ob das Fernsehen diesen fatalen Effekt durch einen erhöhten Stresslevel, die Passivität, ein schlechteres Fokussierverhalten oder einfach nur dadurch bewirkt, dass es die Menschen von anderen, gesünderen Tätigkeiten abhält, muss laut den Forschern allerdings noch geklärt werden.

Quelle: Fancourt D, Steptoe A. Sci Rep 2019; 9: 2851; DOI: doi.org/10.1038/s41598-019-39354-4