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LDL-Cholesterin: Auch Ältere profitieren von niedrigen Blutfetten

Autor: Dr. Elisabeth Nolde

Auch beim Jubiläum gilt: Besser nur ein kleines Stück vom Kuchen. Auch beim Jubiläum gilt: Besser nur ein kleines Stück vom Kuchen. © iStock/Stanislav Shkoborev
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Über den Nutzen einer lipidsenkenden Therapie im höheren Lebensalter streiten Forschende noch immer. Befürworter können nun auf die Ergebnisse einer neuen Metastudie setzen, gemäß derer auch Patienten jenseits des 75. Lebensjahres profitieren. Zumindest im Punkt kardiovaskuläres Risiko.

In den vergangenen Jahren ging es in verschiedenen großen Lipidstudien u.a. um die Frage, welchen Vorteil hochbetagte Patienten aus einer LDL-Cholesterin(LDL-C)-Reduktion ziehen. Für eine bessere Evidenz sorgt nun eine Metaanalyse, in der 29 Studien mit 244 090 Personen berücksichtigt wurden.1 Etwa 21 500 (8,8 %) von ihnen waren älter als 75 Jahre. In 55 % der Arbeiten ging es um eine Therapie mit Statinen. Knapp 30 % der Untersuchungen betrafen Ezetimib, in 16 % der Publikationen hatte man den Effekt von PCSK9-Inhibitoren untersucht. Die Metastudie konnte den Nutzen einer lipidsenkenden Therapie bei Patienten über 75 Jahre eindeutig belegen, erklärte Professor Dr. Michael­ Lehrke­, Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Uniklinik RWTH Aachen. Demnach führte eine Senkung des LDL-C um 1 mmol/l (38,6 mg/dl) während der zwei- bis sechsjährigen Nachbeobachtung zu einem Abfall des kardiovaskulären Risikos um 26 %. Dies entsprach der Wirkung, die sich auch bei Patienten unter 75 Jahren nachweisen lässt.

Laut der Analyse zeigte sich eine signifikante Reduktion der kardiovaskulären Mortalität (relatives Risiko [RR] 0,85), von Myokardinfarkten (RR 0,80), Schlaganfällen (RR 0,73) und Koronarvaskularisationen (RR 0,80). Dabei fanden sich in der älteren Gruppe keine Sicherheitssignale, unter der lipidsenkenden Behandlung konnten die Forschenden weder Hinweise auf ein Zunahme des Risikos für einen neu aufgetretenen Diabetes noch auf hämorrhagische Schlaganfälle, neurokognitive Pro­bleme oder Krebs finden.

LDL-C-Zielwerte gehen aus den Leitlinien hervor

„Der Effekt einer Lipidtherapie mit unterschiedlichen Präparaten, die jeweils darauf abzielen, das LDL-Cholesterin zu senken, lässt sich in der älteren Population genauso nachweisen wie in der jüngeren Population“, fasste Prof. Lehrke zusammen. „Insofern haben wir einen sehr guten modifizierbaren, kardiovaskulären Risikofaktor, den wir bei älteren Personen nutzen sollten.“ Insbesondere Menschen mit Diabetes, die ohnehin ein hohes kardiovaskuläres Risiko aufweisen, profitieren unabhängig vom Alter von einer lipidsenkenden Therapie. Die Lipidtherapie müsse ungefähr ein Jahr erfolgen, bis sich eine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse zeigen könne.

Die LDL-C-Zielwerte gehen aus aktuellen Leitlinien hervor: Für die Diabetespatienten gilt generell ein Zielwert < 100 mg/dl, bei einer Dia­betesdauer über zehn Jahre und weiteren Risikofaktoren sollten Werte < 70 mg/dl angestrebt werden. Der Zielwert beträgt < 55 mg/dl, wenn bereits kardiovaskuläre Erkrankungen bzw. Organschäden vorliegen. Initial erfolgt eine Statintherapie. Lässt sich unter hochpotenten Statinen keine ausreichende LDL-C-Reduktion erzielen, wird Ezetimib hinzugefügt. „Reicht dies auch nicht aus, hätten wir grundsätzlich noch die Möglichkeit, einen PCSK9-Inhibitor hinzuzufügen“, ergänzte der Experte.

1. Gencer B et al. Lancet 2020; 396: 1637–1643; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)32332-1

Quelle: Diabetes Update 2021