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Mit Fibromyalgie zur kognitiven Verhaltenstherapie?

Autor: Stephanie Käufl

Eine kurze kognitive Verhaltenstherapie kann zwar das Auftreten von CWP nicht verhindern,  sie bringt Betroffenen aber einige gesundheitliche Vorteile. (Agenturfoto) Eine kurze kognitive Verhaltenstherapie kann zwar das Auftreten von CWP nicht verhindern, sie bringt Betroffenen aber einige gesundheitliche Vorteile. (Agenturfoto) © iStock/SDI Productions
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Kognitive Verhaltenstherapie wirkt sich langfristig positiv auf Patienten mit chronischem Ganzkörperschmerz aus. Die Beschwerden lassen sich dadurch zwar nicht vermeiden. Doch die Lebensqualität steigt und der wahrgenommene Stress nimmt ab.

Chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen (chronic widespread pain, CWP) gelten als das charakteristische Symptom der Fibromyalgie. Die geschätzte Prävalenz in der Bevölkerung liegt bei rund 10 %. Eine mögliche präventive Wirkung der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) hat ein Team um Professor Dr. Gary Macfarlane, Epidemiology Group, University of Aberdeen, geprüft.

Hochrisikopersonen per Telefon behandelt

Dazu entwickelten die Forscher zunächst einen Screening-Fragebogen, um Personen mit hohem CWP-Risiko zu identifizieren. Als hohes Risiko galt eine Wahrscheinlichkeit von 1:4, innerhalb eines Jahres CWP zu entwickeln. Diesen Fragebogen schickten die Kollegen an über 60 000 Patienten. 18 035 davon sandten ihn zurück, aus diesen Einsendungen wurden 2406 Hochrisikopersonen identifiziert und zur Studie eingeladen. 1002 sagten zu und wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt: 501 Teilnehmer erhielten eine telefonische KVT, die anderen wurden wie üblich weiterbetreut.

Die KVT beinhaltete einen Eingangstermin über 45–60 Minuten, dann sechs wöchentliche 30- bis 45-minütige Sitzungen und zwei Auffrischtermine nach drei und sechs Monaten. Außerdem erhielten die Teilnehmer ein begleitendes Handbuch zum Self-Management. In der KVT erfuhren die Patienten Hintergründe zu Schmerz und muskuloskelettalen Erkrankungen. Sie lernten Techniken, mit dem Schmerz umzugehen, ihre Aktivitäten daran adaptiert zu steuern, ein Tagebuch zu führen und negative Denkmuster zu durchbrechen.

Allen Studienteilnehmern wurden drei, zwölf und 24 Monate nach Beginn der KVT Fragebogen zu Schmerzen, Wohlbefinden, Schlaf und Lebensqualität zugeschickt. Diesen lagen standardisierte Instrumente wie beispielsweise die Symptom Severity Scale und die Chalder Fatigue Scale zugrunde.

Nach zwölf Monaten konnten die Daten von 825 Teilnehmern ausgewertet werden. Beim primären Endpunkt, dem Neuauftreten des CWP, gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (KVT 18 %, unbehandelte 17,5 %). Dies blieb auch nach 24 Monaten so.

Unterschiede fanden sich jedoch in den anderen Parametern: 54,5 % aus der KVT-Gruppe gaben an, dass sich ihre Gesundheit verbessert habe, bei den Unbehandelten berichteten dies nur 36,9 %. KVT-Geführte hatten außerdem weniger Stress und Fatigue und bemerkten positive Veränderungen in der Reaktion auf Symptome.

Eine kurze kognitive Verhaltenstherapie kann zwar das Auftreten von CWP nicht verhindern, schreiben die Autoren. Sie bringt Betroffenen aber einige gesundheitliche Vorteile, inklusive einer besseren Lebensqualität. Setzt man die Kosten der Behandlung in Relation zu den in der Studienzeit aufgelaufenen Gesundheitskosten der Patienten, ist das Verfahren zudem als kostengünstig anzusehen.

Quelle: Macfarlane GJ et al. Ann Rheum Dis 2021; DOI: 10.1136/annrheumdis-2020-219091