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Sarkopenie: Senioren essen zu wenig hochwertige Eiweiße

Autor: Dr. Judith Lorenz

Senioren sollten täglich 1 g/kgKG Proteine über alle Tagesmahlzeiten verteilt aufnehmen. Senioren sollten täglich 1 g/kgKG Proteine über alle Tagesmahlzeiten verteilt aufnehmen. © Liddy Hansdottir – stock.adobe.com
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Ältere Menschen brauchen mehr Proteine für den Muskelaufbau bzw. -erhalt als junge. Will man den Ernährungsplan der Senioren richtig anpassen, sollte nicht einfach nur die empfohlene Proteinzufuhr um 25 % angehoben werden.

Ab einem Alter von 45 Jahren beginnt der Körper deutlich an Skelettmuskelmasse und -funktion zu verlieren. Ungebremst mündet dieser Prozess in eine Sarkopenie. Über eine regelmäßige Stimulation der Muskelproteinsynthese lässt sich dem aber entgegenwirken. Neben körperlicher Aktivität gelingt dies durch Zufuhr von Proteinen über die Nahrung. Da dies im Alter weniger effektiv funktioniert, müssen Senioren für die Stimulation mehr Protein aufnehmen als Jüngere.

Dabei ist es nicht egal, woher die Eiweiße stammen, berichten Dr. Benoit­ Smeuninx von der Universität Birmingham und Kollegen. Den stärksten Effekt erzielt tierisches Protein, pflanzliches regt die Muskelbildung dagegen weniger stark an, da einige essenzielle Aminosäuren fehlen.

Die Ernährung kann den Erhalt der Muskelmasse im Alter somit erheblich beeinflussen. Dr. Smeuninx­ und seine Kollegen werteten daher die detaillierte dreitägige Dokumentation der Ernährung von je 40 jungen, mittelalten und alten Menschen (Durchschnittsalter 24, 52 bzw. 77 Jahre) aus. Die Mehrzahl der Studienteilnehmer war hinsichtlich der generellen Empfehlungen (0,8 g/kgKG/d) ausreichend mit Eiweiß versorgt. Senioren verzehrten allerdings im Vergleich zu jungen Probanden pro Tag 26 % weniger Proteine. Dadurch schafften nur 35 % von ihnen die im Alter bevorzugte Menge von 1 g/kgKG/d.

Gleichmäßige Verteilung der Eiweißmenge über alle Mahlzeiten wichtig

Gleichzeitig verteilten sich in allen drei Gruppen die Nahrungsproteine ungleichmäßig auf die Mahlzeiten. Bei den Älteren entfielen etwa drei Viertel der Gerichte mit dem höchs­ten Proteingehalt auf das Abendessen. Mittags gab es stattdessen im Vergleich überproportional häufig pflanzliche Proteine, beispielsweise in Form von Brot. Die jungen und mittelalten Probanden bevorzugten zu dieser Mahlzeit dagegen eher Fleisch oder Fisch. Die Top-Eiweißquelle bei Frühstück, Abendessen und Snacks war in allen drei Gruppen jeweils tierischen Ursprungs.

Für eine optimale Anregung der Muskelproteinsynthese ist eine gleichmäßige Verteilung der Eiweißmenge über alle Tagesmahlzeiten essenziell, unterstreichen die Experten. Aber die Mehrheit der jüngeren und alle älteren Teilnehmer erreichten diese Verteilung nicht. Um dem progressiven Verlust der Skelettmuskelmasse entgegen zu wirken, empfehlen die Autoren Personen mittleren und höheren Alters, neben ausreichender körperlicher Aktivität sowohl morgens als auch mittags eiweißreicher zu essen und auf den ausreichenden Verzehr hochwertiger Proteine zu achten.

Quelle: Smeuninx B et al. Front Nutr 2020; 7: 25; DOI: 10.3389/fnut.2020.00025