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Sauerstofftherapie hilft bei der Wundheilung

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Eine hyperbare Sauerstofftherapie kann den O₂-Gehalt im Blut deutlich erhöhen. Eine hyperbare Sauerstofftherapie kann den O₂-Gehalt im Blut deutlich erhöhen. © iStock/EXTREME-PHOTOGRAPHER
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Die Prozesse, die sich bei einer chronischen Wunde abspielen, induzieren eine lokale Gewebehypoxie. Sauerstoff als therapeutischer Ansatz ergibt daher Sinn, egal ob in der Kammer appliziert oder topisch.

Sauerstoff beeinflusst die Wundheilung auf verschiedene Weise. Zum einen ist die Reifung von Kollagen sauerstoffabhängig, zum anderen steigen mit zunehmender Oxygenierung Kollagenablagerung und Zugfestigkeit, erklärte Dr. Thomas Wild, Interdisziplinäres Wundzentrum am Städtischen Klinikum Dessau. Das Gas fördert darüber hinaus die Neovaskularisierung und Neutrophile brauchen es, um Bakterien wirkungsvoll abzutöten.

Für den therapeutischen Einsatz hat sich seit Jahrzehnten die hyperbare Oxygenation (HBO) in der Druckkammer bewährt. Sie

  • erhöht den O₂-Anteil im Gewebe, die Diffusion steigt um den Faktor 4,
  • bessert die Oxygenierung isch­ämischer Randzonen,
  • reduziert die ödembedingte Gewebshypoxie,
  • stärkt Abwehr- und Reparaturmechanismen und
  • wirkt antibakteriell, v. a. bei Anae­robiern sowie generell durch Bildung reaktiver Sauerstoffspezies.

Die Behandlung birgt nur wenig Risiken, ihre Effekte lassen sich aber aufgrund heterogener Studienergebnisse quantitativ schwer abschätzen, berichtete Dr. Daniel Ostapowicz, Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin. Der Kollege und sein Team konnten damit sehr gute Erfolge bei nekrotisierenden Weichteilinfektionen erzielen. Diagnostik, Organisation und Transport in ein HBO-Zentrum dürfen aber nie die chirurgische und Intensivtherapie verzögern.

Neues Verfahren mit einfacherer Handhabung

Eine mögliche Alternative bietet seit einigen Jahren das System des Topical Wound Oxygen (TWO₂), das sich sicher und effektiv in allen klinischen Settings anwenden lässt. TWO₂ erhöht den Sauerstoffdruck im Gewebe und garantiert eine Kompression ohne direkten Kontakt mit der Wunde, erläuterte Dr. Wild. Das applizierende Gerät arbeitet mit zyklischem Druck. Dieser Druck reduziert Ödeme, stimuliert die Perfusion und die Produktion von Exsudat. Die Behandlung führt zur vollständigen Wundheilung, selten kommt es zu Rezidiven. In den USA ist die Methode vielerorts schon Standard.

Vergleich der Sauerstofftherapien
Hyperbare Oxygenation
Topical Wound Oxygen
nur in speziellen Zentren verfügbarüberall einsetzbar
geschultes und spezialisiertes Personal nötignur kurze Schulung erforderlich
systemische Oxygenierung des Blutes bei 2–3 atmtopische Oxygenierung der Wunde auf 1,05 atm (z.B. via Manschette)
Gefäßsituation muss ausreichentopische Applikation
Risiko der Multiorgantoxizität, zahlreiche Kontraindikationenkeine berichteten Nebenwirkungen

O₂ hat „antibakterielle“ Wirkung beim Dekubitus

Studien mit z.T. mehr als 1200 Patienten belegen die Erfolge. So lieferten z.B. acht Untersuchungen zu venösen Ulzera mit mehr als 400 Patienten laut Dr. Wild alle signifikant positive Ergebnisse. Auffallend war der schnelle Schmerzrückgang.

Zum Dekubitus gibt es sieben Studien, ebenfalls alle mit guten Resultaten. Da bei diesen Geschwüren die Perfusion meist noch ausreicht, genügen 22 mmHg Druck. Vermutlich spielt hier die „antibakterielle“ Wirkung des Sauerstoffs eine größere Rolle als bei anderen Wunden, denn im klassischen Dekubitus tummeln sich zu 60 % Anaerobier.

Kongressbericht: 03. Nürnberger Wundkongress DIGITAL