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Schwangerschafts­cholestase: Senkt Ursodeoxycholsäure das Risiko für eine Frühgeburt?

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Der Juckreiz, der mit der Schwangerschaftscholestase einhergeht, wird mitunter als quälend empfunden. Der Juckreiz, der mit der Schwangerschaftscholestase einhergeht, wird mitunter als quälend empfunden. © iStock/triocean
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Eine Schwangerschafts­cholestase tritt glücklicherweise selten auf, der Juckreiz kann den betroffenen Frauen das Leben aber oft zur Hölle machen.

Das Gefährliche an der Komplikation ist allerdings nicht der Pruritus, sondern die erhöhten Werte des Gesamtbilirubins. Diese hohen Spiegel machen es auch dem Fetus nicht leicht – Frühgeburten sollen häufiger auftreten und bei extrem hohen Konzentrationen (≥ 100 µmol/l) besteht sogar die Gefahr von Totgeburten.

Oft wird bei einer Schwangerschaftscholestase Ursodeoxycholsäure (UDCS) eingesetzt, um den Galleabfluss zu fördern – allerdings bewegt man sich hier in einer Grauzone, denn das Arzneimittel ist in dieser Indikation nicht zugelassen. 

Hohe Bilirubinwerte gefährden den Fetus

Außerdem sind die Meinungen über den möglichen Nutzen für Mutter und Kind ohnehin geteilt, erklären Dr. Caroline­ Ovadia vom Department of Womens and Children’s Health am King’s College in London und ihre Kollegen. Die Wissenschaftler haben daher die Evidenz anhand der vorhandenen Literatur in einer Metaanalyse überprüft. Dabei fanden sie 34 Studien mit Daten von insgesamt fast 7000 Frauen mit Schwangerschaftscholestase. Etwa zwei Drittel von ihnen hatte UDCS erhalten.

Der Anteil der Totgeburten unterschied sich nicht zwischen behandelten und unbehandelten Schwangeren (0,7 % vs. 0,6 %). Allerdings lag er bei Bilirubin-Spitzenwerten von 100 µmol/l und mehr deutlich höher (um die 2 %), jedoch unabhängig von der Behandlung. Sehr wohl aber kam es unter UDCS seltener zu Frühgeburten (vor der 37. SSW) – Mehrlingsschwangerschaften ausgeschlossen. Berücksichtigten die Wissenschaftler nur die vier randomisierten klinischen Studien (rund 500 Frauen), so kam es unter dem Medikament auch seltener zu Früh- oder Totgeburten – der wesentlichste vorab festgelegte sekundäre Endpunkt.

Auf sonstige Ergebnisse, wie niedriger Apgar-Score nach fünf Minuten oder Verlegung des Neugeborenen auf die Intensivstation, hatte UDCS keinen Einfluss. Auch Komplikationen vonseiten der Mutter (Präeklampsie, postpartale Blutungen) traten darunter nicht häufiger auf.

Von der fehlenden Indikation einmal abgesehen, so die britischen Kollegen, bietet Ursodeoxycholsäure auf alle Fälle den Vorteil, die Frühgeburtsrate zu senken – insbesondere bei Frauen mit hohen Werten. Denn Frühgeborene sind dafür prädestiniert, später weitere Komplikationen zu entwickeln, wie Probleme mit der neurologischen und kognitiven Entwicklung und Atemstörungen.

Quelle: Ovadia C et al. Lancet Gastroenterol Hepatol 2021; DOI: 10.1016/S2468-1253(21)00074-1