Anzeige

Steigende Zahl der Oralsexpartner korreliert mit höherem HPV-Risiko

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Bei allen Arten des Geschlechtsverkehrs  ist ein ausreichender Schutz essenziell. Bei allen Arten des Geschlechtsverkehrs ist ein ausreichender Schutz essenziell. © iStock/Deagreez
Anzeige

Die sexuelle Übertragung von humanen Papillomviren ist nicht nur für die Entstehung von Zervixkarzinomen relevant. Insbesondere Männer die Oralverkehr mit oft wechselnden männlichen Sexualpartnern haben, sollten sich des Infektionsrisikos bewusst sein. Eine bereits bestehende HIV-Infektion ist der Sache ebenfalls nicht zuträglich.

HIV-positive Männer, die Oralverkehr mit Männern haben, sollten generell darauf achten, sich vor kanzerogenen Papillomaviren zu schützen. Auch unter erfolgreicher antiretroviraler HIV-Therapie besteht eine erhöhte Ansteckungs­gefahr. Das konnten Wissenschaftler in einer Kohortenstudie mit 244 Teilnehmern, darunter 103 HIV-positiven, nachweisen.

Kondome nicht nur für den Allerwertesten

Für die Patienten besteht allerdings kein Grund zur Panik: Insgesamt scheinen orale HPV-Infektionen bei MSM relativ selten aufzutreten und die Clearanceraten lagen in der Untersuchung verhältnismäßig hoch, fügt das Team um Massimo Giuliani vom San Gallicano Dermatological Institute in Rom hinzu: rund 4–6 Mal höher als die Infektionsrate.

Dennoch: Als wichtigste Prädiktoren für eine Infektion mit Papillomaviren erwiesen sich im HIV-Kollektiv häufig wechselnde Geschlechtspartner und ungeschützter Sex: Männer, die schon mit mehr als 95 Männern Oralverkehr hatten, trugen ein achtmal höheres HPV-Risiko als solche mit weniger als 25 Partnern. Beim Verzicht auf Kondome drohte in dieser Gruppe sogar eine mehr als 13-fach gesteigerte Infektionsgefahr mit Papillomaviren. Auch höheres Alter und niedrige T-Zell-Zahlen hatten einen ungüns­tigen Einfluss: HIV-Infizierte im Alter über 46 Jahren oder mit weniger als 200 CD4+-Zellen wurden die Papillomaviren schlechter wieder los. Dies galt auch für kanzerogene Subtypen.

Gesteigertes Risiko für ein Oropharynxkarzinom

Auch HIV-negative Männer sollten sich vor HPV in Acht nehmen, empfehlen die Studienautoren. Denn die über 46-Jährigen unter ihnen steckten sich leichter mit Papillomaviren an (Hazard Ratio 3,7), insbesondere mit Stämmen, die die Entwicklung eines Oropharynxkarzinoms fördern (HR 5,3). Außerdem verringerten mehr als sechs orale Geschlechtspartner im vergangenen halben Jahr die virale Clearance.

Quelle: Giuliani M et al. Sex Transm Infect 2020; 96: 528-536; DOI: 10.1136/sextrans-2019-054301