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Venenklappeninsuffizienz Stripper sind nicht immer angesagt

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Nicht immer muss die Vena saphena magna bei Venenklappeninsuffizienz entfernt werden – manchmal genügt die interne Kompression. Nicht immer muss die Vena saphena magna bei Venenklappeninsuffizienz entfernt werden – manchmal genügt die interne Kompression. © crevis – stock.adobe.com
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Schwächeln die Venenklappen und sorgen für Rückstau muss nicht gleich die komplette Vena saphena magna raus. Mit ein bisschen interner Kompression lässt sich einiges erreichen.

Bei chronisch venöser Insuffizienz gehen Chirurgen immer noch ziemlich radikal vor, wenn ein Eingriff ansteht. Entweder entfernen sie die V. saphena magna ganz (Stripping) oder sie veröden das Lumen z.B. mithilfe von Hochfrequenz­energie. Dass es auch sanfter geht, zeigen Dr. Dominic­ Mühlberger von der Abteilung für Gefäßchirurgie am St.-Josef-Hospital des Klinikums der Ruhr-Universität Bochum und Kollegen.

Sie hatten zuvor bei ursprünglich 359 Betroffenen mit Reflux in die V. saphena magna eine extraluminale Valvuloplastie durchgeführt. Dabei wird über einen kleinen Schnitt in der Leiste ein U-förmiger Patch aus Polyurethan um die erweiterte Vene gelegt, der quasi als „interner Kompressionsstrumpf“ den Gefäßdurchmesser auf ≤ 5 mm beschränkt. Dadurch können die Venenklappen wieder vernünftig arbeiten und einen Rückfluss verhindern. Allerdings kommt das Verfahren derzeit bei nur ca. 15 % aller Betroffenen infrage.

In der Auswertung untersuchten die Wissenschaftler 210 dieser Patienten sechs Monate nach dem Eingriff. Die Duplexsono zeigte, dass bei immerhin 200 Operierten (95,2 %) ein gutes Ergebnis ohne Reflux bestand. Bei neun Patienten hatte die Therapie nicht angeschlagen und bei einem Patienten ließ sich eine oberflächliche Thrombose der V. saphena magna feststellen, die mit Kompression und Fondaparinux über 45 Tage behandelt wurde. 

Der Durchmesser der V. saphena magna hatte sich an allen vier Messorten signifikant verringert (4 cm distal der Einmündung in die V. femoralis, Mitte des Oberschenkels, Knie, Mitte der Wade). Diese Besserung trat im Wesentlichen bereits innerhalb der ersten sechs Wochen nach dem Eingriff ein.

Stammvene bleibt für evtl. spätere Bypässe erhalten

Zog man die CEAP*-Klassifikation heran, so hatte präoperativ bei 111 Erkrankten ein C-Stadium 2 und bei 50 ein Stadium 3 vorgelegen. Post­operativ wiesen nun fast zwei Drittel der Betroffenen ein Stadium 1 auf (Teleangiektasien, Besenreiser), in keinem Fall kam es zur Progredienz (Stadium 5 oder 6). Knapp ein Drittel der Patienten erhielt eine zusätzliche Sklerotherapie. Insgesamt waren fast neun von zehn Behandelten zufrieden (186/210).

Der Vorteil der Methode im Gegensatz zu radikaleren Therapien bestehe v.a. darin, dass die Stammvene erhalten bleibe und später ggf. als Bypass-Material verfügbar wäre, sagt Dr. Mühlberger in einer Pressemitteilung. Bei Risikopatienten mit Nikotinkonsum­, Hypertonie, Diabetes und/oder Fettstoffwechselstörungen solle man das Verfahren daher zumindest andenken.

* clincical signs, etiologic, anatomic, patho­physiologic

Quelle:
1. Mühlberger D et al. J Int Med Res 2021; DOI: 10.1177/03000605211014364
2. Pressemitteilung Ruhr-Universität Bochum