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Therapie bei Tarsaltunnel- und Karpaltunnelsyndrom

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Zwischen Retinaculum flexorum und Talus liegt der Tarsaltunnel. Zwischen Retinaculum flexorum und Talus liegt der Tarsaltunnel. © wikimedia/H. V. Carter
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Periphere Nervenkompressionssyndrome findet man gehäuft an Hand und Fuß. Am Fuß reicht oft die konservative Therapie, an der Hand muss häufig der Chirurg ran.

Der Tarsaltunnel beherbergt den ­Nervus ­tibialis. Er liegt zwischen dem ­Retinaculum ­flexorum und dem ­Talus. Korrekterweise wird das Tarsaltunnelsyndrom daher als posteriore tibiale Neuralgie bezeichnet, erklärte Dr. ­Thorsten ­Lücke vom Franziskus Krankenhaus in Linz am Rhein. Für die Einengung sind häufig Fehlstellungen verantwortlich, z.B. ein Knick-Senkfuß oder arthrotische Sprunggelenk­deformitäten, beschrieb der Referent. Auch Veränderungen im Zuge eines Diabetes, Krampfadern, Narben, Arthritiden­ oder Ödeme sowie Schwellungen nach Distorsionen begünstigen­ die Kompression. 

Als typische Beschwerden nannte Dr. ­Lücke einschießende oder brennende Schmerzen im Fuß, Ameisenlaufen und ein plantares Taubheitsgefühl. Die Schilderung dieser Symptome weist oft schon den richtigen Weg. Druck- oder Klopfschmerzhaftigkeit, möglicherweise ergänzt durch Parästhesien (Hoffmann-Tinel-Zeichen) untermauern den Verdacht. 

Die Therapie erfolgt in der Regel konservativ

Mit Röntgenuntersuchung und MRT lassen sich Fehlstellungen aufdecken, Elektromyographie und ein Nervenleittest sichern die Diagnose. Zu den Differenzialdiagnosen gehören Entzündungen von Plantar- oder Achillessehne, Ermüdungsbrüche am Fersenbein oder Bandscheibenvorfälle mit einem Druckschaden an den Nerven, der bis in den Fuß ausstrahlt.

Die Therapie erfolgt in der Regel konservativ und umfasst Antiphlogistika und lokale Infiltrationen, Physiotherapie, Massagen und Nervenblockaden. In schweren Fällen muss man eine Dekompression durchführen.

Bekannter und verbreiteter als der Engpass am Fuß ist das Karpaltunnelsyndrom im Bereich der Handwurzel. Nach Aussage des Referenten leiden mindestens 10 % der Bevölkerung daran. Der Kanal, durch den Sehnen und der N. ­medianus laufen, liegt eingebettet in die Handwurzelknochen und hat das ­Retinaculum ­flexorum manus als Dach. 

Der Nerv kann unter Druck geraten durch:

  • Fehlstellungen nach Frakturen
  • Sehnenscheidenentzündungen
  • Luxation der Handwurzelknochen
  • Tumoren oder Ganglien
  • proximale anatomische Engen und Kompressionen (Pronator, HWS)
  • Erkrankungen oder Umstände, die den Nerven druckempfindlicher machen (Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion, Amyloidose, Schwangerschaft)

Die Diagnostik gleicht der entsprechenden Erkrankung am Fuß, ebenso die konservative Behandlung, wobei beim Karpaltunnelsyndrom die physikalische Therapie im Vordergrund steht. Hinzu kommen Übungen zur Dehnung sowie die Kräftigung des Handgelenks. 

Häufig wird aber letztlich doch die operative Neurolyse nötig. Für sie stehen schon lange minimal­invasive Techniken zur Verfügung. Wie Dr. ­Lücke betonte, führen diese Methoden zwar zu einem schöneren kosmetischen Ergebnis. In Bezug auf die Nervendekompression schneiden sie aber nicht unbedingt besser ab als das offene Vorgehen.

Kongressbericht: Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2021 (Online-Veranstaltung)