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Laktose- und Fruktoseintoleranz Treibstoffe für Biogase

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Selbst den Betroffenen fällt es oft schwer, einen Zusammenhang zwischen den Symptomen und dem Konsum von Milchprodukten zu erkennen. Selbst den Betroffenen fällt es oft schwer, einen Zusammenhang zwischen den Symptomen und dem Konsum von Milchprodukten zu erkennen. © iStock/grinvalds
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Die Bedeutung einer Laktose- oder Fruktoseintoleranz ist umstritten. Sie lässt sich zwar bei vielen Patienten nachweisen. Aber nur wenige entwickeln Symptome. Eine wichtige Rolle spielt die individuelle Reizschwelle.

Laktoseintoleranz

Die Malabsorption von Milchzucker entwickelt sich meist als Folge der nachlassenden intestinalen Laktaseaktivität im Jugend- und Erwachsenenalter. Von einer Intoleranz spricht man aber erst, wenn das Enzymdefizit Symptome wie Bauchschmerzen, Meteorismus und Diarrhö auslöst. Allerdings fällt es oft selbst den Betroffenen schwer, einen Zusammenhang mit dem Konsum von Milchprodukten zu erkennen. In solchen Fällen kann ein Tagebuch weiterhelfen. Laktosebedingte Beschwerden treten üblicherweise eine halbe bis vier Stunden nach dem Verzehr auf, Durchfälle manchmal erst am nächsten Morgen, schreiben V. ­Denisova von der Justus-Liebig-Universität Gießen und Professor Dr. ­Diana ­Rubin vom Vivantes Klinikum Spandau in Berlin.

Zur Absicherung der Verdachtsdiagnose wird ein Wasserstoff-Atemtest mit Laktose (25–50 g) empfohlen. Er gilt aufgrund seiner hohen Sensitivität (76–100 %) und Spezifität (90–100 %) als Goldstandard. Falsch positive Werte können bei einer Dünndarmfehlbesiedelung auftreten. Verdächtig hierfür ist ein schneller Anstieg der Hydrogenwerte innerhalb von 90 Minuten nach der Milchzucker­aufnahme. Zur Abgrenzung dient ein zusätzlicher Glukose-Atemtest.

Das Ziel der Therapie ist eine gut verträgliche und ausgewogene Ernährung. Die Kostumstellung erfolgt in drei Stufen. In der zwei- bis vierwöchigen Karenzphase soll der Patient eine streng laktosearme Kost einhalten, bis sich die Beschwerden deutlich bessern. Dabei ist auch auf versteckte Zusätze z.B. in Backwaren, Schokolade oder Wurst zu achten.

In der anschließenden Kostaufbauphase wird die individuell tolerierte Milchzuckermenge ermittelt (mit kleinen Mengen beginnen, langsam steigern). Die meisten Patienten vertragen etwa 10–18 g Laktose pro Tag, ein Viertelliter Milch entspricht 12 g. Als Alternative eignen sich laktosefreie Milchsorten und pflanzliche Ersatzgetränke. Auch Hart-, Schnitt- und halbfeste Käse sowie fermentierte Sauermilchprodukte (Joghurt, Kefir) enthalten wenig Laktose. In besonderen Situationen (z.B. Restaurantbesuch) kann die Einnahme von Laktasetabletten vor dem Essen hilfreich sein.

Kalziumreiche Lebensmittel bei Laktoseintoleranz

  • Hartkäse
  • laktosefreie Milch und Milchprodukte
  • kalziumreiches Mineralwasser (> 300 mg/l)
  • kalziumangereicherte Fruchtsäfte (80–135 mg/100 ml)
  • Sojaprodukte, Reis- und Haferdrinks mit Ca-Supplementierung
  • kalziumreiche Kohlsorten, Nüsse und Samen

In der Dauerernährung ist auf eine ausreichende Kalziumaufnahme zu achten. Dies gilt besonders für Ältere mit geringerer Resorptionskapazität und höherem Osteoporoserisiko. Daher sollten dreimal täglich kalziumhaltige Produkte verzehrt werden (s. Kasten). Falls sich die Symptome trotz adäquater Kost nicht bessern, empfehlen die Autoren, eine mögliche Malabsorption von Fruktose, Sorbit oder Xylit abzuklären.

Fruktose­malabsorption

Auch die verringerte Resorption von Fruchtzucker wird durch einen Atemtest nachgewiesen, in diesem Fall mit 25 mg Fruktose. Höhere Dosen können zu falsch positiven Ergebnissen führen. Definitionsgemäß liegt eine Malabsorbtion erst vor, wenn zusätzlich zum Hydrogenanstieg typische Symptome wie Meteorismus, Völlegefühl, Bauchkrämpfe und osmotische Diarrhö auftreten. Die Beschwerden beginnen abhängig von der individuellen Transitzeit nach 30 Minuten bis drei Stunden. Die physiologische Aufnahme­kapazitätsgrenze gesunder Erwachsener liegt bei etwa 35 g Fruktose, das entspricht einem halben Liter Apfelsaft oder Cola. Eine primäre Malabsorption entsteht, wenn das Transportsystem in der Bürs­tensaummembran gestört oder überlastet ist. Die sekundäre Form entwickelt sich infolge von Dünndarmerkrankungen, bakterieller Fehlbesiedelung oder einer beschleunigten intestinalen Passage. Fast alle Patienten mit Fruktosemalabsorption können Obst und Fruchtsäfte selbst im gekochten oder pasteurisierten Zustand nicht vertragen. Wie bei der Laktoseintoleranz erfolgt die Umstellung der Ernährung in drei Stufen. Sie beginnt mit einer fruktosearmen und sorbitfreien Basiskost. Denn dieser Zuckeraustauschstoff wird oft ebenfalls nicht toleriert. Im nächsten Schritt folgt ein langsamer Kostaufbau durch Austesten verschiedener Nahrungsmittel bis zur Toleranzgrenze. Zum Süßen eignen sich kleine Mengen Saccharose. Auch Glukose, Malzzucker, Reissirup und Süßstoffe können empfohlen werden. Auf Zuckeralkohole wie Sorbit sollten die Patienten dauerhaft verzichten, weil diese den Fruktosetransport durch die Darmwand hemmen. Ein gleichzeitiger Verzehr von Traubenzucker fördert die Resorption der Fruktose. Deshalb werden Bananen und andere Früchte mit einem günstigen Fruktose-Glukose-Verhältnis (< 1) überwiegend gut vertragen. Die meisten Patienten mit Mal­absorption tolerieren geringe Mengen Fruchtzucker. Hilfreich ist der gleichzeitige Verzehr von fett- und proteinhaltigen Speisen, die die intestinale­ Freisetzung der Fruktose verzögern. Von einem dauerhaften Verzicht auf Obst und Gemüse raten die Autoren dringend ab, da dieser langfristig zu einem Mangel an Folsäure, Vitamin C, Kalium und Magnesium führt.

Quelle: Denisova V, Rubin D. internistische praxis 2021; 64: 409-422