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Vom positiven Borrelientiter nicht verwirrren lassen!

Autor: Maria Weiß

Positiver Befund nach einem Zeckenstich – und nun? Positiver Befund nach einem Zeckenstich – und nun? © Pixabay
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Einige Zeit nach einem Zeckenstich lässt der Patient „sicherheitshalber“ die Antikörper gegen Borrelien bestimmen. Was können Sie bei einem positiven Befund tun?

Solange keine Symptome auf eine Borreliose weisen, hat ein positiver Titer keinerlei therapeutische Konsequenzen, betonte Privatdozentin Dr. Annette Kolb-Mäurer von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des Universitätsklinikums Würzburg. Hier gilt es vor allem den Patienten zu beruhigen:

  • In weniger als 30 % der Fälle führt eine Borrelieninfektion überhaupt zu irgendwelchen Symptomen – meist kommt es also zur „stillen Feiung“.
  • Bei etwa 90 % bleibt das Erythema migrans das einzige Symptom.
  • Nur in 10 % der Fälle erfolgt eine Dissemination mit Lymphozytom, Neuroborreliose oder Karditis in der Früh- und Arthritis oder Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA) in der Spätphase.

In jedem Stadium der Erkrankung kann noch eine Spontanheilung erfolgen. Ein positiver Borrelientiter allein hat somit keinerlei Aussagekraft – das gilt auch bei unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen. Die Serologie kann über Jahre positiv bleiben und mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Antikörper nachweisen lassen.

Doxycyclin oder Ampicillin ohne vorherige Serologie

So weisen in Deutschland etwa 20 % der über 80-Jährigen positive Borrelientiter auf. Ohne konkreten klinischen Verdacht sollte daher am besten gar kein Labor bestimmt werden – die Ergebnisse führen nur zu unnötiger Verunsicherung.

Die Diagnose eines Erythema migrans gelingt rein klinisch. Das typische ringförmige, sich zentrifugal ausbreitende Erythem tritt vier bis 30 Tage nach dem Zeckenstich auf und bereitet weder Schmerzen noch Juckreiz. Für die Bestimmung des Borrelientiters ist es in dieser Phase noch zu früh – bei etwa 50 % der Patienten fällt die Serologie negativ aus. Man beginnt daher bei typischer Anamnese ohne Serologie gleich mit der Therapie mit Doxycyclin oder Ampicillin. Ein Lymphozytom in Form eines schmerzlosen, bläulich-roten Knotens – meist im Bereich von Ohrläppchen, Brustwarze oder Skrotum – zeigt bereits die Dissemination an, in diesen Fällen haben über 90 % der Patienten einen positiven Borrelientiter.

Serologie kann auch nach Antibiose positiv bleiben

Histologisch findet sich ein B-Zell-Pseudolymphom. Die Therapie entspricht der Behandlung vom Erythema migrans. Die späte Hautmanifestation in Form der Acrodermatitis chronica atrophicans gibt es heute allerdings nur noch sehr selten. Hier ist die Serologie zu 100 % hoch positiv und bei einem negativen Antikörpertiter lässt sich eine Borreliose als Ursache mit Sicherheit ausschließen. Ist der Titer hingegen positiv, erfolgt ebenfalls eine Behandlung mit oralem Doxycyclin oder Ampicillin – alternativ erhalten die Patienten Ceftriaxon i.v.

Der Versuch, den Erfolg der Therapie durch einen Rückgang des Antikörpertiters nachzuweisen, lohnt nicht – die Serologie kann auch nach erfolgreicher Antibiotikatherapie positiv bleiben.

Quelle: 48. Deutsche Dermatologische Gesellschaft - Tagung