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Wie häufig geht Diabetes Typ 1 mit weiteren Erkrankungen einher?

Autor: Dr. Judith Lorenz

Eine Unterfunktion der Schilddrüse lag am häufigsten vor. Eine Unterfunktion der Schilddrüse lag am häufigsten vor. © iStock/Shidlovski
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Oftmals weisen Patienten Schilddrüsenprobleme oder Gluten­unverträglichkeiten zusätzlich zu ihrem Typ-1-Diabetes auf. Gerade Frauen scheinen ein hohes Risiko zu haben, so das Ergebnis einer großen finnischen Kohortenstudie.

Ein Team aus Wissenschaftlern um Dr. ­Sari ­Mäkimattila von der Universität Helsinki untersuchte, wie viele Erwachsene mit Typ-1-Dia­betes zusätzlich weitere Autoimmunphänomene aufweisen. Die Forscher werteten hierzu die Daten von 4758 erwachsenen Teilnehmern der Finnish Diabetic Nephropathy Study (FinnDiane) aus, in der genetische und umweltbezogene Risikofaktoren von Diabeteskomplikationen erforscht werden.

Bei 22,8 % mindestens eine weitere Autoimmunerkrankung

Alle Patienten hatten im Alter von unter 40 Jahren die Diagnose Typ-1-Diabetes erhalten. Das Vergleichskollektiv bildeten 12.434 stoffwechselgesunde Personen mit gleichem Alter, Geschlecht und Wohnort. Mithilfe verschiedener nationaler Gesundheitsregister prüften die Wissenschaftler, wie viele Menschen in der Studien- und wie viele in der Kontrollgruppe eine weitere Autoimmunerkrankung (Hypo- oder Hyperthyreose, Morbus Addison, Zöliakie, atrophische Gastritis) hatten.

Die Teilnehmer waren im Mittel 51,4 Jahre alt und hatten seit 35,5 Jahren Typ-1-Diabetes. Bei der Diabetesdiagnose waren 53 % jünger als 15 Jahre alt gewesen. Insgesamt 1087 der Teilnehmer mit Diabetes (22,8 %) hatten mindestens eine weitere Autoimmunerkrankung. Die höchste Prävalenz hatte hierbei die Hypothyreose (18,1 %), gefolgt von Zöliakie (4,4 %), Hyperthyreose (2,4 %), atrophischer Gastritis (1,0 %) und Morbus Addison (0,4 %).

Außer bei der atrophischen Gastritis waren vor allem Frauen betroffen. Bei der Hyperthyreose etwa lag ihr Anteil bei 71,4 %. Frauen entwickelten zudem gegenüber Männern überproportional häufig multi­ple Autoimmunphänomene (31,6 % vs. 14,9 %). Im Verhältnis zu den stoffwechselgesunden Teilnehmern hatten die Patienten mit Typ-1-Dia­betes ein um Faktor 3,43 höheres Risiko, eine Hypothyreose zu entwickeln. Für die Hyperthyreose lag die Odds Ratio bei 2,98, für den (seltenen) Morbus Addison bei 24,13, für die Zöliakie bei 4,64 und für die atrophische Gastritis bei 5,08.

Risiko für Hypothyreose stieg mit dem Lebensalter

In der Diabetesgruppe hatten Frauen gegenüber Männern ein um Faktor 2,96 erhöhtes Risiko für eine Hypothyreose. Bei der Hyperthyreose lag die entsprechende Odds Ratio bei 2,83, beim Morbus Addison bei 1,52 und für die atrophische Gastritis bei 1,36. Das Risiko für eine Hypothyreose stieg der Studie zufolge mit zunehmendem Alter und wenn die Betroffenen ihre Diabetesdia­gnose erst in höherem Alter erhalten hatten.

Das Zöliakierisiko war dagegen am höchsten, wenn der Diabetes schon in jungen Jahren aufgetreten war. Ein erheblicher Anteil der Menschen mit Typ-1-Diabetes – insbesondere Frauen – haben weitere Autoimmun­erkrankungen, folgern die Wissenschaftler.

Sie empfehlen regelmäßige Screenings auf mögliche autoimmune Komorbiditäten. Ob die frühzeitige Detektion dieser Erkrankungen die Prognose der Patienten verbessert, sei allerdings unklar.

Quelle: Mäkimattila S et al. Diabetes Care 2020; 43: 1041-1047; DOI: 10.2337/dc19-2429