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Wunden mit dem ABCDE-Schema begutachten

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Schlecht heilende Wunden sind problematisch und entpuppen sich nicht selten als Malignom. (Agenturfoto) Schlecht heilende Wunden sind problematisch und entpuppen sich nicht selten als Malignom. (Agenturfoto) © iStock/KarenMower
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Chronische Wunden mögen sich auf den ersten Blick ähneln, doch ihre Ursachen sind sehr vielfältig. Vor der Behandlung muss daher eine gründliche Diagnostik erfolgen.

Schlecht heilende Wunden sind problematisch und entpuppen sich nicht selten als Malignom. Die richtige Behandlung beginnt mit der richtigen Diagnose. Für „den, der mit dem Ulkus kommt“, empfahl Professor Dr. Joachim­ Dissemond­ von der Klinik für Dermatologie der Universitätsmedizin Essen die alphabetische Abklärung:

  • Anamnese
  • Bakterien
  • (C) Klinische Untersuchung
  • Durchblutung
  • Extras

Zur Anamnese gehört die Erfassung von Grunderkrankungen, familiärer Vorgeschichte, Medikamenten, Verlauf, Schmerzen und Vortherapien.

Bakterien am Geruch erkennen

Gramnegative Fußinfekte sind laut Prof. Dissemond eine olfaktorische Diagnose. Ein Abstrich bleibt natürlich trotzdem unverzichtbar: Für ein Screening auf multiresistente Keime kann man ihn direkt von der ungesäuberten Wunde nehmen, will man gezielt Bakterien – oder evtl. Pilze – nachweisen, sollte die Wunde vorher gereinigt werden. Bei der klinischen Untersuchung geht es zunächst um Farbe, Wundtiefe und Exsudatmenge. Danach folgt ein Check der Umgebung auf Purpura, Ödeme, Mazeration, Erytheme oder Ekzeme. „Und wenn jemand ein Ulcus am linken Bein hat, lohnt der Blick aufs rechte“, betonte der Dermatologe.

Hinweise auf die Genese liefert oft die Lokalisation: Venöse Läsionen liegen bevorzugt im Bereich des oberen Sprunggelenkes, arterielle etwas weiter proximal an der Schienbeinvorder-/-innenkante, an den Fersen oder über dem medialen Fuß. Die Necrobiosis lipoidica spannt sich gern ringförmig um den Knöchel, die leukozytoklastische Vaskulitis (Purpura Schönlein-Henoch­) sprenkelt Fuß und distalen Unterschenkel.

Basismaßnahmen der Perfusions­prüfung sind Pulse tasten und Knöchel-Arm-Index messen für die Arterien sowie Duplex- bzw. Dopplersono für die Venen. Je nach Befund können sich weiterführende Untersuchungen wie Phlebographie oder Angio-MRT anschließen. In der Rubrik „Extras“ steht allem voran die Biopsie.

Mit ihr lassen sich Neoplasien sichern sowie Vaskulopathien und Raritäten wie Kalziphylaxien aufdecken. Als weitere diagnostische Optionen nannte Prof. Dissemond Allergietestungen, genetische Analysen, Serologien, spezifische Tests oder die Kapillarmikroskopie. Egal, worauf die Wahl fällt, die wichtigste Regel lautet seiner Aussage nach: Treat the whole patient and not just the hole in the patient.

Quelle: 3. Nürnberger Wundkongress DIGITAL