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Jeder fünfte Klinikarzt denkt über Berufswechsel nach

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Der MB-Monitor 2019 belegt die zunehmende Arbeitsbelastung für Kliniker und den Trend zur Teilzeit. Der MB-Monitor 2019 belegt die zunehmende Arbeitsbelastung für Kliniker und den Trend zur Teilzeit. © iStock/Drazen Zigic
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Nicht nur niedergelassene Ärzte klagen über hohe Arbeitsbelastungen, auch Kliniker sind unzufrieden, wie der aktuelle MB Monitor 2019 zeigt. Jeder fünfte Arzt im Krankenhaus denkt über einen Jobwechsel nach.

Viele Klinikärzte haben inzwischen die tägliche Arbeitsbelastung auf Station satt. Jeder Fünfte denkt deshalb über einen Berufswechsel nach. Das geht aus der Mitgliederbefragung MB-Monitor 2019 des Marburger Bundes (MB) hervor.

6500 Mediziner gaben Auskunft zu ihrer Arbeit, ein Viertel von ihnen ist in Teilzeit tätig. Der Trend zur Teilzeit sei damit ungebrochen, sagt die MB-Vorsitzende Dr. Susanne Johna: „Immer mehr Ärzte wählen diesen Weg und machen so ihre private Arbeitszeitreform.“ Sechs Jahre zuvor waren es 15 %.

Die meisten Teilzeitbeschäftigten reduzieren ihre Wochenarbeitsstunden so, dass sie auf einen freien Tag kommen. Täglich Stunden zu reduzieren, klappe in der Regel nicht, so Dr. Johna; meist kämen sogar Überstunden hinzu. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit liegt bei in Vollzeit tätigen Ärztinnen und Ärzten im Durchschnitt bei 56,5 Stunden pro Woche, inklusive aller Dienste und Überstunden. Unter Einbeziehung der Teilzeittätigkeit arbeiten fast zwei Drittel der Befragten mehr als 48 Stunden. Bei den Vollzeitkräften sind es 79 %, die im Durchschnitt mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten – darunter knapp ein Drittel mit Arbeitszeiten von mehr als 60 Stunden, was laut Arbeitszeitgesetz gar nicht mehr zulässig ist.

Im Schnitt fallen sieben Überstunden pro Woche an, jeder fünfte Befragte gab sogar an, wöchentlich bis zu 19 Überstunden zu leisten. Hochgerechnet auf 186 000 hauptamtlich tätige Krankenhausärzte fielen somit etwa 64 Mio. Überstunden pro Jahr an, kritisiert die MB-Chefin. „Das ist eine schockierende Zahl und inakzeptabel, denn eine relevante Anzahl dieser Überstunden wird weder vergütet noch in Freizeit ausgeglichen.“ Überwiegend vergütet würden sie nur bei 28 % der Befragten, 47 % erhielten überwiegend Freizeitausgleich, aber 26 % gingen „komplett leer aus“. Nicht selten würde auf die Kollegen auch Druck ausgeübt, durch leitende Ärzte oder die Geschäftsleitung, diese Überstunden gar nicht erst zu dokumentieren.

Eine hohe Belastung entsteht zudem durch Bereitschaftsdienst und Verwaltungsarbeiten. 35 % der Befragten gaben an, täglich drei Stunden mit Verwaltungsarbeit zu verbringen. 2013 waren es 8 %.

Quelle: Pressekonferenz des Marburger Bundes

Dr. Susanne Johna; Vorsitzende des Marburger Bundes Dr. Susanne Johna; Vorsitzende des Marburger Bundes © Marburger Bund - Bundesverband
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