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Aktionswochen voller Welttage

Aus der Redaktion Autor: Michael Reischmann

© MT
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Muss es für jede Krankheit, jeden Gegenstand und Umstand einen Aktionstag geben? Aufmerksamkeit kann nicht schaden – vor allem aus Marketingsicht.

Mit dem Oktober beginnt die dunkle Jahreszeit. Kfz-Werkstätten üben sich ein paar „Licht-Wochen“ lang in Kundenservice, indem sie gratis Autolampen checken.

Und auch Augenärzte, Optiker und Patientenvertreter agieren weitsichtig. In der „Woche des Sehens“ (8.–15.10.) klärten sie auf, bis kein Auge trocken blieb. Der „Welttag des Sehens“ und der „Tag des weißen Stocks“ boten nämlich „einen optimalen Rahmen, um öffentlichkeitswirksam auf die eigene Organisation, den Verband, die Praxis oder Klinik sowie ein eigenes Projekt aufmerksam zu machen“, so die Kampagnen-Partner.

In den diesjährigen „Im-Dialog“-Kalender des Bundesgesundheitsministeriums hatten es die Augen-PR-Tage allerdings nicht geschafft. Die Termine sind aber auch rar. So folgten auf den „Bundesweiten Aktionstag gegen Glücksspielsucht“ (27.9.) schon der „Deutsche Lungentag“ (28.9.), der „Weltherztag“ (29.9.), der „Internationale Tag der Gehörlosen“ (30.9.) sowie der „Europäische Tag der Depression“ (1.10.). Und selbstverständlich schließt sich an den „Internationalen Männertag“ (19.10.) der „Deutsche Lebertag“ (20.10.) an. Zumal der „Weltmännertag“ am 3.11. ja zugleich auch der „Magen-Darm-Tag“ ist. Das passt. Gerade die von sich selbst berauschten Weltmänner verursachen millionenfach Bauchschmerzen.

Dagegen mag man es irritierend finden, wenn das BMG in seinem Kalender vermerkt, dass in diesem Jahr z.B. die Sommerferien in Bayern am „Internationalen Tag des alkoholgeschädigten Kindes“ endeten und in Baden-Württemberg am „Welttag der Suizidprävention“.

Der Ansatz, über Erkrankungs-Aktionstage Aufmerksamkeit für die eigenen Ziele und Dienstleistungen zu schaffen, sollte jedenfalls von der Ärzteschaft konsequent weiter verfolgt werden. So liegt es nahe, dass sich die Kassenärztliche Bundesvereingung für zwei „ELFen-Tage“ im Sommer stark macht (11.6., 11.7.), um für den Bereitschaftsdienst und Terminservice zu werben. Und die Bundesärztekammer könnte am 12. November an das Inkrafttreten der aktuellen Gebührenordnung für Ärzte aus dem Jahr 1982 erinnern (Arbeitstitel: „Liquidationstag“). Den „Tag der Golfer“ gibt es allerdings schon: Da der 10. April im nächsten Jahr aber auf einen Freitag fällt, könnten ihn die Vertragsärzte zumindest für eine Grußnote an Professor Karl Lauterbach nutzen.

Eine Glosse von
Michael Reischmann
Ressortleiter Gesundheitspolitik

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