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BVJK: Pädiater fühlen sich an den Rand gedrängt

Gesundheitspolitik Autor: Ruth Bahners

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Die Pädiatrie droht zwischen Allgemeinmedizinern und Subspezialisten zerrieben zu werden. Diese Befürchtung hegt Dr. Thomas Fischbach, neu gewählter Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

 

Die Kinder- und Jugendmedizin drohe an den Rand gedrängt und aufgerieben zu werden. "Es kann so weit kommen, dass wir Pädiater nur noch Subspezialisten an den Kliniken sind, in der Fläche übernimmt der Allgemeinarzt die Versorgung", befürchtet Dr. Fischbach.

Im Entwurf zum neuen Versorgungsstärkungsgesetz kämen die Pädiater gar nicht erst vor. "Das ganze Gesetz ist noch Ulla-Schmidt-lastig und vom Geist des General Physician geprägt", klagt der Solinger Pädiater, der berufspolitisch sowohl in Gremien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wie auch der KV Nordrhein aktiv ist.

An der Attraktivität des Faches liege es nicht. Die Kinder- und Jugendmedizin sei nach wie vor als Weiterbildungsfach unter den jungen Medizinern gefragt.

"Wir sind an Top drei", erläutert Dr. Fischbach. Vor allem Kolleginnen wollen Kinder- und Jugendärzte werden. Schon jetzt sind 70 % der Pädiater weiblich. Das sei die zweite große Herausforderung. Denn diese Kolleginnen präferierten andere Arbeitszeitmodelle, wollten vor allem in Teilzeit und als Angestellte arbeiten.

Beim Honorar nicht schlechter dran als die Allgemeinärzte

Sorge bereitet Dr. Fischbach auch die Bedarfsplanung und die Verpflichtung zum Abbau von vermeintlichen Überversorgungskapazitäten. In seiner Heimatstadt Solingen gebe es 15 pädiatrische Sitze.

Das entspreche bei einer Einwohnerzahl von 156 000 rechnerisch einer Überversorgung von 190 %. Die KV müsste also sechs Sitze stilllegen. "Wie soll das gehen, wir haben allein in unserer Praxis mit vier Kollegen 5000 Scheine im Quartal!"


Die Entwicklung der neuen Morbiditäten bei Kindern wie Adipositas, Schul- oder medieninduzierte Probleme hätten keinen Niederschlag in der Bedarfsplanung gefunden. Nach Dr. Fischbachs Auffassung werden insbesondere die soziogenen Entwicklungsstörungen unterschätzt.

Das Honorar sei im Moment jedenfalls nicht das drängendste Problem. Dr. Fischbach: "Wir sind wenigstens vom Honorar her nicht schlechter gestellt als die Allgemeinmediziner."

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