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Das Nussknackersyndrom kommt häufiger vor, als man denkt

Kasuistik Autor: Dr. Anja Braunwath

 Im Angio-MRT stellt sich zwischen linker Niere und Becken die Vena ovarica kräftig dar, die Varicosis pelvis links lässt sich gut erkennen. Im Angio-MRT stellt sich zwischen linker Niere und Becken die Vena ovarica kräftig dar, die Varicosis pelvis links lässt sich gut erkennen. © Universitätsfrauenklinik Gießen/Medical Tribune
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Seit mehreren Monaten leidet die normgewichtige 24-Jährige unter linksseitigen Unterbauchschmerzen – meist rund um die Periodenblutung. Klarer Fall von Menstruationsbeschwerden?

Die genauere Befragung ergab: Die Schmerzen traten bei der Patientin immer wieder auch unabhängig von der Regelblutung auf. Die gynäkologische Untersuchung ergab im Speculum und rekto-vaginal keine Besonderheiten. Insbesondere ließen sich keine Triggerpunkte feststellen. Bei der Vaginal-Sonographie stellte sich der Uterus normal groß ohne Hinweis für eine Adenomyose dar. Beide Adnexe waren unauffällig mit kleinen Follikeln (< 1 cm) unter oraler Kontrazeption.

Nebenbefundlich fiel lediglich eine Varikosis pelvis auf. Zum Ausschluss einer tief infiltrierenden Endometriose ließen wir ein spezielles MRT durchführen, das keinen Hinweis auf diese Erkrankung lieferte. Allerdings bestätigte sich erneut der Befund einer ausgeprägten Varicosis pelvis links. Das weckte den Verdacht auf ein Nussknacker-Syndrom, der sich im Angio-MRT bestätigte (klassische Strömungsumkehr in der Vena ovarica).

Das Nussknacker-Syndrom ist die Kompression der Vena renalis sinistra zwischen Aorta und Arteria mesentrica superior. Diese Einengung kann zu unspezifischen Beschwerden im Flanken- und Beckenbereich mit variabler Intensität führen, vereinzelt kommt es zur Makrohämaturie oder Proteinurie. Als therapeutische Option boten wir der Patientin eine Stent-Dilatation der proximalen linken Vena renalis an und sie entschied sich dafür. Nach erfolgtem Eingriff war die junge Frau beschwerdefrei. In unserer Klinik haben wir mittlerweile erkannt, dass das Nussknacker-Syndrom relativ häufig vorkommt. Bei der routinemäßigen vaginalen Sonographie lassen sich bereits gute Hinweise darauf finden, wie z.B. variköse Gefäßveränderungen – man muss nur an die Erkrankung denken.

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