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Datenkrake auf Gesundheitsmission

Aus der Redaktion Autor: Isabel Aulehla

© MT
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Sucht man online nach Fakten zu häufigen Erkrankungen, ist es kaum zu übersehen: Das Bundesgesundheitsministerium kooperiert mit einem äußerst umstrittenen Partner, um eigene Inhalte sichtbarer zu machen.

Wer es schon bislang für fragwürdig hielt, wie Jens Spahn mit Patientendaten umgeht, wollte vergangene Woche endgültig resignieren. Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet nun mit Google zusammen, verkündeten die Nachrichten. Doch angenehme Überraschung: Die beiden Akteure entwickelten ein sinnvoll erscheinendes Konzept, um Bürger besser über Erkrankungen zu informieren.

Konkret geht es um das neue staatliche Informationsportal gesund.bund.de. Es sammelt evidenzbasierte Informationen zu häufigen Erkrankungen. Interessierte können nachlesen, wie diese diagnostiziert, behandelt und vermieden werden können. Damit die Inhalte schnell zu finden sind, kooperiert das BMG mit Google. Bei gesundheitsbezogenen Suchbegriffen werden die Inhalte des Portals in einem Infokasten rechts oben in der Trefferliste präsentiert.

In Sachen Datenschutz ist Spahn diesmal nichts vorzuwerfen. Selbstverständlich sammelt Google Daten über den Nutzer – allerdings nicht mehr als bei jeder anderen Suchanfrage auch. Die Schnittstelle mit der Seite des Bundes macht hierbei keinerlei Unterschied. So wirklich behaglich erscheint die Zusammenarbeit mit dem intransparenten Tech-Konzern aber trotzdem nicht. Man sei daran interessiert, dass vertrauenswürdige Informationen bei Suchen weit oben erscheinen, beteuert der Riese. Dies sei der Mehrwert des Projekts. Ob es wirklich nur darum geht, bleibt abzuwarten.

An der Notwendigkeit der Zusammenarbeit ist dennoch nichts zu rütteln. Tatsächlich existiert nämlich bereits seit 2006 eine Internetseite, die unabhängig und vollständig evidenzbasiert über Erkrankungen informiert. Betrieben wird sie vom IQWiG, ihr Name: gesundheitsinformation.de. Nur kennt dieses Angebot eben niemand. An Google führt natürlich auch aufgrund des hohen Marktanteils kein Weg vorbei. Spahn betonte, er freue sich über jeden weiteren Anbieter, der ebenfalls kooperiert – er hätte auch im ersten Schritt schon auf sie zugehen dürfen.

Dabei weist eine Studie der Bertelsmann Stiftung von 2018 darauf hin, dass sachlich-neutrale Gesundheitsinformationen für Suchende nicht so wichtig sind, wie man erwarten würde. Vielmehr werden offenbar Inhalte bevorzugt, die in einer „beruhigenden, entlastenden Tonalität“ vermittelt werden. In dieser Hinsicht ist gesund.bund.de für den ein oder anderen Nutzer vielleicht gar nicht so attraktiv.

Isabel Aulehla
Redaktion Gesundheitspolitik

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