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Der Facharzt für Allgemeinmedizin ist auch Facharzt für Geriatrie

Gesundheitspolitik Autor: Klaus Schmidt

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Hausärzte fürchten um ihre Kompetenz als Fachleute für Geriatrie. Aufgeschreckt hat z.B. die Forderung der Ärztekammer Bremen, dass künftig verstärkt "Geriatrische Schwerpunktpraxen" die Versorgung geriatrischer Patienten übernehmen sollten.

 "Wenn das, was die Ärztekammer Bremen beschlossen hat, tatsächlich Teil der Versorgungswirklichkeit wird, dann würden ältere Patienten nicht nur aus ihrer vertrauten haus­ärztlichen Versorgung herausgerissen, sie würden auch zum Spielball eines immer unübersichtlicheren Gesundheitswesens. Dieser Beschluss schadet massiv der Patientenversorgung", äußerte sich Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Bremen, über einen Beschluss der Kammerversammlung. Dieser sieht vor, dass Patienten nach formalen Kriterien unterschieden werden und ggf. im Anschluss ein geriatrisches Assessment durchlaufen sollen. Auf dieser Basis soll dann eine Weiterbehandlung unter der Leitung eines "Geriaters" veranlasst werden.

"Es ist schon ein starkes Stück, dass sich eine Landesärztekammer anmaßt, vollkommen undifferenziert Assessments und Weiterbehandlungen für ältere Patienten festzulegen. Es ist nicht die Aufgabe der Funktionäre in der Ärztekammer, in das individuelle Arzt-Patienten-Verhältnis reinzuregieren", so Dr. Mühlenfeld in einer Pressemitteilung.

Ärztekammer widerspricht: Hausärzte haben die Führung

Die Präsidentin der Ärztekammer Bremen, Dr. Heidrun Gitter, weist diese Kritik zurück. "Die beiden Delegierten des Hausärzteverbandes Bremen haben das Papier der Arbeitsgruppe zur medizinischen Versorgung älterer Menschen offenbar nicht sorgfältig gelesen." Es beschreibe "im Gegensatz zur aufgestellten Behauptung" eine hausarztzentrierte Versorgung alter Menschen unter ausdrücklichem Erhalt der Führung der Hausärzte – "auch wenn andere Fachärzte, spezia­lisierte Geriater oder weitere Therapeuten ambulant oder stationär auf Zuweisung dieser Hausärzte beteiligt werden".

Der Bremer Hausärzteverband steht mit seiner Sorge um die Kompetenzen des Fachs nicht alleine da. Auch Bundesverbandschef Ulrich Weigeldt warnte unlängst vor Tendenzen, den Haus­ärzten die Behandlung geriatrischer Patienten wegzunehmen. "Da wird aus der Bundesärztekammer – unter tatkräftiger Mithilfe von mitunter gutgläubigen hilfsbereiten Kräften aus den Ländern – der nächste Angriff auf die hausärztliche Praxis vorbereitet: Man beratschlagt hier über eine ‚Zusatzweiterbildung Geriatrie‘."

"Für alles und jedes finden sich Spezialisten – oder sie werden erfunden und mit einem neuen Facharzttitel versehen –, die uns aus rein pekuniären Gründen Kompetenzen streitig machen. Mit Qualitätssicherung hat das jedenfalls nichts zu tun", so Weigeldt. "Die geriatrische Versorgung ist Bestandteil unserer Weiterbildung, unserer regelmäßigen Fortbildungen und unser täglich Brot in der Patientenversorgung."

Der Hausarzt registriert, berät und koordiniert

Der Bayerische Hausärzteverband meint: "Der Facharzt für Allgemeinmedizin ist und bleibt im Rahmen seiner Facharzt-Weiterbildungsinhalte und durch seine tägliche Praxistätigkeit auch Facharzt für Ger­iatrie. Gerade alte Menschen leiden oft an mehreren Erkrankungen und brauchen deshalb den gut ausgebildeten Hausarzt, der die Therapien der Fachärzte koordiniert."

Auf dem Bayerischen Geriatrietag Ende Oktober in Augsburg war die Prävention im Alter zentrales Thema. Die Experten sahen den Hausarzt in einer Schlüsselposition: Er könne altersbedingte Entwicklungen besonders gut abschätzen und zu wichtigen Themen wie Knochengesundheit, Ernährung, Bewegung und Sturzprophylaxe gut beraten. Angeregt wurde ein "Check-up 70 bis 80". Auch hierfür wäre der Hausarzt der zentrale Ansprechpartner.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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