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Der schädliche alte Streit von Haus- und Fachärzten

Autor: Dr. Günter Gerhardt

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Dr. Günter Gerhardt berichtet über den ewig währenden Streit zwischen Fachärzten und Hausärzten. Wie sehr schwächt dieser Streit Ärzte und Patienten?

Die Praxen sind voll, wir kämpfen mit und ärgern uns über den neuen EBM. Gleichzeitig streiten sich in der KBV die Mütter und Väter dieses Werks wie die Kesselflicker. Mit dem Herzinfarkt des KBV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Köhler (gute Genesungswünsche!) erreichte der alte/neue Streit einen vorläufigen Höhepunkt.


Fragt man an der Basis nach den Ursachen dieses Streits, geben Haus- wie Fachärzte die gleiche, uralte Antwort: „Die Fachärzte (Hausärzte) verdienen mehr!“ Mit diesem Konflikt leben wir seit Jahrzehnten, er tangierte die gemeinsame Arbeit am und für den Patienten nur wenig.

»Berliner Streit schwappt auf die Ärztezirkel über«

Was sich aber in den letzten zwei Jahren und seit einigen Wochen verändert hat: Der „Berliner Streit“ schwappt auf die regionalen Ärztezirkel über, was die kollegiale Zusammenarbeit belastet und erschwert. Der Hausarzt-Facharzt-Graben – mal tief, mal flach – ist alt und unnötig.


Spätestens seit der Einführung der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin, begegnen sich hier zwei Gruppen auf Augenhöhe, die selbstredend auch gleich honoriert werden müssen. Das ist sicherlich keine leichte, aber eine lösbare Aufgabe. Diese darf aber nicht noch durch persönliche Animositäten und umherschwirrende Verschwörungs­theorien erschwert werden.


Krankenkassen und Politik haben längst Honorarverteilungslösungen in der Schublade; sie warten auf den richtigen Augenblick, diese zu präsentieren. Das wäre eine weitere (notwendige?) Einmischung der Politik. Wir wissen alle, dass dieses Reingrätschen uns in der Vergangenheit selten geholfen hat und in der Regel – trotz anders lautenden Versprechungen – nicht mehr korrigiert wurde (Stichwort Budgetierung).

Das sollte unseren KV-Gesandten klar sein, die sich am 13. Dezember in einer KBV-Sondervertreterversammlung mit den Abwahlanträgen gegen den krankheitsbedingt abwesenden Dr. Köhler und seine Vize Regina Feldmann beschäftigen wollen. Der Arzt an der Basis schüttelt verständnislos den Kopf, ob dieses ähnlichen Szenarios wie 2007, das zur Abwahl von Ulrich Weigeldt und zur Bestätigung von Dr. Köhler führte. Honi soit qui mal y pense!

Dieser uns selbst schadende Streit in der KBV hinterlässt leider deutliche Spuren: Er erschwert unsere gemeinsame Arbeit am Patienten, er schwächt uns regional sowie in der Diskussion mit der Politik und den Krankenkassen, er verschreckt unseren ärztlichen Nachwuchs und er ist ein gefundenes Fressen für die Medien.

Hier sollten Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, einmal inne halten und nach Lösungsmöglichkeiten im Sinne einer befriedigenden Arbeit am Patienten suchen. So haben sich beispielsweise die Absprachen zur Übernahme von Diensten und Urlaubsvertretungen verschlechtert.

Ein kollegialer Austausch am Telefon ist immer schwerer möglich – teilweise durch neue Telefonanlagen: „Wollen Sie ein Rezept, drücken Sie die 1, brauchen Sie einen Termin die 2 …“ Abhilfe kann hier schon der Austausch von Mobil- und Geheimnummern schaffen.

Das Wort Schnittstellenoptimierung ist in der gesundheitspolitischen Diskussion sehr beliebt. Hier kann eine Menge getan werden. Und teilweise ist leider eine Schnittstellenoptimierung notwendig geworden durch das Unvermögen der Akteure in der Versorgungskette.

»Wir müssen unsere Hausaufgaben machen«

Trotzdem: Vorsicht! Am Ende solcher Diskussionen stand in der Vergangenheit oft ein Gesetz, das keiner wollte. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir – ganz egal, wo wir tätig sind – unsere Hausaufgaben machen müssen. Schnittstellenoptimierung darf nicht nur der Kostensenkung dienen, sie muss sich an der Versorgung der Patienten orientieren und Zufriedenheit in die berufliche Tätigkeit aller Beteilig­ten der Versorgungskette bringen. Natürlich dürfen wir uns bei dieser Optimierung professionell beraten lassen, aber der ärztliche Sachverstand darf nie außen vor bleiben.

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