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DGHO: Karriereunterschiede zwischen den Geschlechtern immer noch deutlich

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Es sind weitere Bemühungen nötig, um Parität herzustellen. Es sind weitere Bemühungen nötig, um Parität herzustellen. © fitzkes – stock.adobe.com
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Frauen sind in der Wissenschaft oft unterrepräsentiert, vor allem in Führungspositionen. Die Onkologen und Hämatologen wollen das in ihrem Bereich ändern. Es gibt allerdings Gründe, warum das weibliche Geschlecht den Wettbewerb mit Konkurrenten scheut.

Ein guter Überblick zum aktuellen Frauenanteil im Fachbereich findet sich im DGHO-Positionspapier „Paritätische Positionierung von Frauen in der Hämatologie und Medizinischen Onkologie“, vorgestellt von Professorin Dr. Diana Lüftner, Vorsitzende des Arbeitskreises „Frauen“ der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) auf deren Jahrestagung. Ein Vergleich der Promotionen im Jahr 1983 zu denen in 2011 zeige, dass deren Anzahl von 4765 auf 6707 zugenommen habe. Der Frauenanteil sei im Verhältnis noch stärker von 1304 auf 3862 gestiegen und überrage damit den Männeranteil.

Eine Mitgliederumfrage der DGHO 2014 zeigte aber, dass in Führungspositionen der Anteil an Frauen deutlich geringer ist. Die Position Chefarzt besetzen gerade einmal 6 % Frauen, bei Chefarztpos­ten in Lehre und Forschung sind es sogar 0 %. Nur bei Oberärzten sieht es etwas besser aus. Hier beträgt der Frauenanteil 39 %.

Warum ist die Parität so schwer herzustellen?

Eine weitere Umfrage der DGHO 2016 zeigte, dass jede zweite Frau in der DGHO ihre Karriere durch das Geschlecht beeinflusst sieht, 41 % sehen sich als Frau benachteiligt. Die DGHO habe bewusst versucht gegenzusteuern, berichtete die Referentin. So sei 2016 zur Jahrestagung ein Einladungspapier veröffentlicht worden, mit dem vor allem junge Frauen angesprochen worden seien. Ziel sei gewesen, in jeder Sitzung mindestens eine Frau mit einem wissenschaftlichen Vortrag dabei zu haben. 45 % der Frauen seien eingeladen worden, gekommen seien nur 26 %. Eine Sozialwissenschaftlerin soll sich jetzt mit den Gründen dafür beschäftigen.

„Diese Gründe müssen wir nachhaltig verfolgen und auch ihre Verteilung und ihren zeitlichen Verlauf darstellen,“ so Prof. Lüftner. Eine Parität sei sonst nur schwer herzustellen. Sie verwies darauf, dass die DGHO 2018 mit einer Satzungsänderung gegengesteuert habe. Vorstand und Beirat sind demnach paritätisch zwischen Frauen und Männern zu besetzen. Positiv bewertete die Ärztin, dass im Oktober 2018 die ersten zwei universitären Lehrstühle durch eine Frau besetzt wurden. Ein Positionspapier hat 2019 die Position der DGHO nach innen geschärft. Dabei geht es um systematische Karriereentwicklung und -förderung, Gleichstellungsberichte, die paritätische Positionierung von Frauen und karrierefördernde Maßnahmen bei leistungsorientierten Mittelvergaben, Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuung zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dass Frauen in den oberen Etagen immer noch unterrepräsentiert seien, dafür gebe es viele Gründe, so Professorin Dr. Dr. h. c. Margit Osterloh, Universität Zürich. In der Verhaltensökonomik werde die Wettbewerbsaversion von Frauen als ein wichtiger Faktor diskutiert. Insbesondere hochqualifizierte Frauen und solche in männerdominierten Domänen würden den Wettbewerb scheuen. „Dies bedeutet, dass ein großer Teil des vorhandenen Talent- und Qualifikationspools verschwendet wird“, so die Wissenschaftlerin. Auch gebe es immer noch soziale Normen, die die Rolleninkongruenz beförderten. So würden erfolgreiche Männer als attraktiv gelten, erfolgreiche Frauen als bissig.

Quoten-System mit Rücksicht auf empfindliche Männer

Wirksam sei nach Prof. Osterloh der Einsatz von Quoten. Da es allerdings hierzulande auch Ablehnung dagegen gebe, sei das Modell der sogenannten Piece rate denkbar. Hierbei würden Frauen per Zufall unter den jeweils drei besten Kandidaten ausgewählt. „Je besser die Vorselektion, desto geringer sind die Unterschiede zwischen den Kandidatinnen“, erklärt die Professorin. Vorteil dieses Verfahrens sei, dass die unterlegenen Männer nicht ihr Gesicht verlieren.

Medical-Tribune-Bericht

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