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Ein Griff ins Klo

Aus der Redaktion Autor: Elisa Sophia Breuer

© MT
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Meine Apothekerin hat mich vor Kurzem wieder heimgeschickt: Alte Medikamente bei ihr entsorgen? Fehlanzeige. Stattdessen sollte ich sie in den Restmüll schmeißen.

Verwirrt stampfte ich nach Hause. Schließlich wurde jahrelang gepredigt, dass Antibiotika, Pille und Co. nicht in die Tonne gehören, da sie über Mülldeponien in die Umwelt gelangen. Auf einmal ist das nicht mehr schädlich.

Daheim recherchierte ich erst mal: Die Deponien sind mittlerweile weitestgehend sicher, Apotheken müssen bereits seit 2005 keine alten Arzneimittel annehmen. Man darf die meisten im Hausmüll entsorgen – solange im Beipackzettel nichts anderes steht. Eine einheitliche Regelung gibt es jedoch nicht, warnt die Homepage arzneimittelentsorgung.de.

Der Widerspruch irritierte mich. Tatsächlich preist die Seite Schadstoffmobile an, in denen man einmal im Monat an einem bestimmten Ort während eines bestimmten Zeitfensters alte Medikamente abgeben kann. Eine verlockende Alternative zur Tonne vor der Tür … Unklar bleibt, für welche Arzneimittel ich den Aufwand betreiben soll.

Jeder Zehnte schmeißt Tabletten einfach ins Klo – 150 Wirkstoffe gelangen laut Umweltbundesamt so ins Abwasser, Kläranlagen können sie nicht komplett filtern. Über all das informiert die kürzlich gestartete Initiative Anonyme Entsorger von der Krankenkasse BKK VBU und dem Verband Pro Generika. Sie fiel mir durch eine Pressemitteilung auf, beim Googeln „Medikamente entsorgen“ erscheint sie nicht. Ich schaute mir die Seite an. Bereits der Name wirkt erzwungen lustig, genauso wie die gezeigten Stereo­typen. Die Aufmachung mit Video und Informationshäppchen richtet sich an ein jüngeres Publikum und verweist u.a. auf einen YouTube-Beitrag vom Umweltbundesamt.

Die Aktionen erscheinen mir nicht durchdacht, denn wer schluckt eigentlich viele Medikamente? Junge wohl kaum. Die fühlen sich außerdem nicht ernst genommen durch so eine Aufbereitung. Und wie viele Senioren beziehen ihre Infos übers Internet und dann von möchtegern-hippen Seiten? Da sollte wohl eher der leicht auffindbare Arzt ins Spiel kommen – und aufklären.

Elisa Sophia Breuer
Redakteurin Medizin

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