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Frischer Wind aus Kiel weht bis nach Berlin

Autor: Professor Dr. Klaus-Dieter Kossow

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Kiel bläst frischen Wind in die BÄK, konstatiert unser Kolumnist Professor Dr. Klaus-Dieter Kossow. Denn der Ärztetag hat der Kammer eine starke Spitze beschert.

Sowohl die KBV als auch die Bundesärztekammer haben sich in der Woche des Kieler Ärztetages neu formiert. Sie segeln allerdings in verschiedenen Booten auf unterschiedlichen Kursen.


KBV-Chef Dr. Andreas Köhler heulte jahrelang als zentralistisch orientierter Leitwolf einer Mehrheit von KV-Chefs gegen die Direktverträge zwischen Ärzteverbänden und Krankenkassen. Aber bei der jüngsten Vertreterversammlung vor dem Ärztetag hatte er Kreide gefressen. Er reagierte auf den Protest der Opposition. Künftig soll die Honorarverteilung regional entschieden werden und ein (hoffentlich faires) Nebeneinander im Wettbewerb von Kollektiv- und Direktverträgen auch von den KVen akzeptiert werden.

Noch gibt es Misstrauen zwischen den Fraktionen, aber man redet miteinander – und dies freundlicher als bisher.

"Nach der Ära Hoppe nun ein starkes BÄK-Vorstandsteam"


Deutlicher, kollegialer und friedlicher ist der Neuanfang in der Bundesärztekammer gelungen. Der Ära Prof. Dr.  Jörg-D. Hoppe folgt nach der Neuwahl ein starkes Vorstandsteam unter der Führung von Dr. Frank Ulrich Montgomery, der sich im zweiten Wahlgang mit 128 von 246 Stimmen für das Amt des Präsidenten durchsetzte.


Harmonisch und ohne Gegenkandidaten folgte die Stellvertreterwahl von Dr. Martina Wenker (227), Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, und von Dr. Max Kaplan, bayerischer Ärztekammerpräsident (229 Stimmen). Beisitzer wurden der Vorsitzende des Marburger Bundes Rudolf Henke und die Fachärztin für HNO, Dr. Ellen Lunderhausen aus Erfurt.


Dr. Montgomerys Machtbewusstsein und Mediengeschick werden dafür sorgen, dass der frische Wind aus Kiel künftig auch in der Bundesärztekammerzentrale in Berlin zu spüren sein wird. Gleichwohl hat er keine Chance zur Diktatur. Hinter Dr. Kaplan steht die bayerische Ärztekammer und der gesamte Hausärzteverband, hinter Henke der Marburger Bund.

Und der Charme sowie das diplomatische Geschick von Frau Dr. Wenker haben dazu geführt, dass sie in Niedersachsen ohne Gegenstimme gewählt wurde. Frau Dr. Lunderhausen wird von Medi, Facharztverbänden und dem Hausärzteverband gestützt.

"Das Ringen um eine neue GOÄ ist nicht frei von Konflikten"


So stark war ein Bundesärztekammervorstand selten. Die KBV verblasst daneben und hat vermutlich keine Chance, ihre Opposition gegen eine Beteiligung der Bundesärztekammer bei der regionalen Bedarfsplanung und der Arbeit des Bundesausschusses durchzusetzen.


Der Marburger Bund unterstützt selbstverständlich ebenso wie der Hausärzteverband die Mitverantwortung von Bundesländern und Kommunen bei der regionalen Neuordnung des Gesundheitswesens. Dies gilt auch für die Bedarfsplanung der spezialisierten Versorgung durch Fachärzte im Krankenhaus und im ambulanten Bereich. Hier fordern die Länder mehr Einfluss und werden ihn vermutlich bekommen und mit den Landesärztekammern teilen.

Niedersachsen beispielsweise hat schon jetzt die formale Bearbeitung der ärztlichen Approbation an die Bürokratie der Landesärztekammer übertragen.
Ziel ist ein zweistufiges Versorgungssystem bestehend aus Pflegediensten und Hausärzten in der Primärversorgung und Fachärzten in Praxis und Krankenhaus auf der spezialisierten Versorgungsstufe.

Die Details wird man zwischen Marburger Bund, Hausärzteverband, Medi und den Organisationen der Fachärzte aushandeln und gemeinsam gegenüber der Politik vertreten.


Analoges gilt für die neue amtliche Gebührenordnung, die im Detail von der Bundesärztekammer entwickelt werden wird. Dies ist niemals frei von Konflikten. Der neue Vorstand der Bundesärztekammer wird ihnen hoffentlich gewachsen sein. Ich wünsche es ihm.

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