Anzeige

Golfspielen und Porschefahren: Na und?

Autor: Dr. Frauke Gehring

„Noch nie ist jemand auf die Idee gekommen, dass unser Lieblingssport Zeichen eines unangemessenen Reichtums wäre.“ „Noch nie ist jemand auf die Idee gekommen, dass unser Lieblingssport Zeichen eines unangemessenen Reichtums wäre.“ © iStock/Pakorn_Khantiyaporn; MT
Anzeige

Ärzte als Golfspieler und Porschefahrer – viele scheinen sich für dieses Bild zu schämen. Doch wieso stehen Mediziner nicht zu ihrem ehrlich verdienten Geld?

Was schrieb vor Kurzem eine HNO-Kollegin in dieser Zeitung? „Wir müssen auch mal öffentlich diskutieren, dass wir keine Golfspieler und Porschefahrer sind.“ Zack, da sprang mir doch der Draht aus der Mütze! Nein, wir müssen gar nichts diskutieren. Dagegen würde ich gerne Ihnen, liebe Kollegin, erläutern, warum ich Golfspielerin bin und mich dessen keineswegs schäme! Porsche fahre ich nur deswegen nicht, weil ich das Auto für unbequem und umwelttechnisch nicht zumutbar halte. Aber wenn ein Kollege meint, sich so ein Gefährt zulegen zu müssen, schäme ich mich nicht fremd.

Wir arbeiten uns dumm und dusselig und wir verdienen ordentlich. Selbst ich als Kleinstadt-Hausärztin kann mich nicht beklagen. Warum soll ich mit meinem verdienten Geld nicht einem wundervollen und gesunden Hobby nachgehen dürfen? Ich treffe auf dem Golfplatz neben Patient(inn)en selbstverständlich auch Kolleg(inn)en. Noch nie ist jemand auf die Idee gekommen, dass unser Lieblingssport Zeichen eines unangemessenen Reichtums wäre. Einen Monatsbeitrag von 81 Euro kann man sich auch mit einem mittleren Einkommen leisten. Aber selbst dann, wenn man auf großstädtischen Plätzen mehr bezahlen muss: So what?

Es ist typisch deutsch, zu meinen, dass man gerade als Arzt sein ehrlich verdientes Geld verstecken müsse. In den USA, wo ich eine Weile leben durfte (ja, es war toll!), ist es selbstverständlich, dass man stolz auf das Erreichte und Verdiente sein darf. Warum denn auch nicht? Wenn ein Kollege dort lässig die Golftasche in seinen Porsche wirft, denkt man gern: „Wow, der kann sich was leisten. Ich klotz mal richtig rein, dann bin ich vielleicht auch irgendwann so weit.“ Patienten sind stolz auf die holzgetäfelten Sprechzimmer ihrer Ärzte und deren tolle Autos, weil „es geschafft zu haben“, einen Wert an sich darstellt. „Mein Arzt ist sehr (erfolg-)reich, dann muss er auch gut sein!“ Das ist vielleicht eine Übertreibung in die andere Richtung, aber ein Scheibchen davon könnten wir uns ruhig abschneiden.

Die meisten von uns arbeiten wirklich lang und hart, mit viel Menschlichkeit und Empathie. Und gerade wir Hausärzte und -ärztinnen schieben auch mal unbezahlte Überstunden, weil gerade jemand im Sprechzimmer in Tränen ausgebrochen ist. Wir haben jeden Cent verdient, den wir bekommen! In meiner ländlichen Gegend „iGeLn“ Hausärzte auch nicht oder nur sehr eingeschränkt, da unsere Patienten wenig damit anfangen können. Also erzielen wir keine Honorare mit evtl. anfechtbaren Leistungen. Wenn ich mein kassenärztlich erschuftetes Honorar auf den Golfplatz trage, dann kann ich das selbstbewusst tun! Hier in der Kleinstadt findet man es völlig normal, dass jemand, der viel arbeitet, sich auch Spaß mit dem verdienten Geld gönnt.

Es wird Zeit, dass wir selbstbewusst dafür stehen, dass wir nach vielen armen Studien- und harten Assistenzarztjahren ordentliches Geld für unsere ausgesprochen verantwortungsbewusste und anstrengende Arbeit bekommen! Ob wir uns damit teure Fernreisen, vergoldete Wasserhähne oder ein schönes Hobby gönnen, ist unsere Sache. Notare und Manager fahren ihre Porsches doch auch mit Stolz!

Außerdem: Als Golfspielerin geht es mir zunehmend auf den Zwirn, dass mein Sport, der nachweislich ausgesprochen gesundheitsfördernd ist, immer mal wieder als Schickimicki-Zeitvertreib abgewertet wird. Reiten ist teurer und Golfen ist anstrengender, als man glaubt. So, ich geh jetzt auf den Platz. Das geht nämlich auch im Winter und tut ausgesprochen gut!

Anzeige