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Hausärzte beklagen "Ein-Euro-Jobs"

Gesundheitspolitik Autor: Thomas Trappe

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KBV-Vize Regina Feldmann musste von Delegierten des Hausärzteverbandes Prügel für die Ergebnisse bei den Honorarverhandlungen mit der GKV einstecken. Sie wiederum klagte über eine "Zusammenrottung" der Fachärzte in der Selbstverwaltung.

Es war eine harte Woche für die stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Zunächst musste die Thüringer Dipl.-Medizinerin Feldmann nach eigenen Worten wieder einmal gegen eine Übermacht von Fachärzten bei den Honorarverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband ankämpfen. – Und dann, einen Tag später, für das Ergebnis Klassenkeile von den Delegierten des Deutschen Hausärztetages einstecken.

Die Segel vor der Übermacht in der KBV gestrichen

Die per Online-Videostream live übertragene Debatte war geradezu symbolisch und personifizierte sich im hausärztlichen KBV-Vorstand Feldmann: Der Hausärzteverband sieht kaum noch eine Zukunft im KV-System und will sich emanzipieren. Und leider habe Feldmann mit ihren jüngsten Verhandlungsergebnissen wieder einmal die Segel streichen müssen vor einer fachärztlichen Übermacht in der KBV.

"Dieses System hat hohe Beharrungskräfte, kann aber die hausärztliche Versorgung nicht ausreichend unterstützen", beklagte Verbandschef Ulrich Weigeldt schon in seinem Lagebericht. Die Hausärzte sollten aufhören, sich "den immer wieder beschworenen, aber illusionären ärztlichen Gesamtinteressen unterordnen" zu lassen.

Fahrt nahm die Diskussion auf, als die Sprache auf die gerade abgeschlossenen Honorarverhandlungen von KBV und Kassen kam, konkret auf die Regelungen zum Medikationsplan. Auf den haben Patienten, die mindestens drei Medikamente gleichzeitig einnehmen, ab Oktober Anspruch. Im Plan sollen möglichst sämtliche verschreibungspflichtigen und frei verkäuflichen Arzneimittel aufgeführt werden. KBV und GKV-Verband haben beschlossen, dass die Niedergelassenen im nächsten Jahr für diese Arbeit 163 Mio. Euro extrabudgetär bekommen sollen. Das sei ein Euro pro Patient und Quartal, wie Feldmann erläuterte. 40 % der 163 Mio. Euro würden dabei an die Fachärzte fließen – obwohl in aller Regel die Hausärzte den Medikationsplan erstellen. Ein besseres Ergebnis sei ihr nicht möglich gewesen, so Feldmann, da sie nicht nur mit dem GKV-Verband verhandeln musste, sondern auch mit einer fachärztlichen Übermacht in der KBV. Über "Ein-Euro-Jobs" klagten daraufhin Delegierte. Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, bezeichnete Feldmanns Verhandlungsergebnis als "Lachnummer". Bundesverbandschef Weigeldt nahm die Thüringer Kollegin zwar gegen Angriffe in Schutz: "Wir wissen, was Du geleistet hast." Allerdings zeigten die Honorarverhandlungen, dass die Hausärzte im KV-System "überhaupt keine Chance mehr haben".

Ausscheidende KBV-Vize blickt resigniert zurück

Tatsächlich ließ sich Feldmann durch die massive Kritik der Delegierten aus der Reserve locken – und schoss gegen die Kassenärztliche Bundesvereinigung, aus deren Vorstand sie Ende des Jahres ausscheidet.

Hausärztliche Leistung werde in der KBV "nicht anerkannt", sagte Feldmann. Sie zeigte sich resigniert: "Ich bin mit dem Ziel in der KBV angetreten, eine Gleichbehandlung der Hausärzte hinzubekommen. Nach einem Jahr haben sie sich zusammengerottet und einen Abwahlantrag gestellt." Sie würde sich auch wünschen, dass die Hausärzte "gemeinsam losschlagen; aber das gelingt uns seit Jahren nicht". Sie hoffe nun auf einen "tatkräftigen Nachfolger, der gefeit ist vor Abwahlanträgen".


Quelle: 38. Deutscher Hausärztetag

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