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HzV: Hausärzteverband auf der Überholspur

Gesundheitspolitik Autor: Ruth Bahners

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Strotzend vor Selbstbewusstsein präsentierte sich der Deutsche Hausärzteverband an seinem Tag der offenen Tür. Grund: Der politische Rückenwind aus Berlin bläst kräftig für die HzV.

Karl-Josef Laumann (CDU), Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, ließ keine Zweifel offen: "Die hausarztzentrierte Versorgung muss endlich flächendeckend umgesetzt werden." Um diesen Satz wurde das ganze Event arrangiert, konnte man den Eindruck gewinnen.

Die KVen bekamen ihr Fett weg. Sie hätten die Möglichkeiten zur Förderung der hausärztlichen Medizin nicht genutzt.

"Erschütternd und traurig", meint Laumann. Deshalb habe die neue Bundesregierung den Abschluss von Hausarztverträgen erleichtert. Im zweiten Schritt werde sie dafür sorgen, dass künftig nur Hausärzte über hausärztliche Angelegenheiten bestimmen und Fachärzte über fachärztliche.

Ob das innerhalb des bestehenden KV-Systems oder in eigenen KVen passieren wird, ließ Laumann offen.

200 Mitarbeiter in der Kölner Zentrale sowie 40 in Berlin

Zufrieden zeigte sich Verbandschef Ulrich Weigelt über die jüngste SGB-V-Novelle. Durch den neu gefassten § 73b haben HzV-Verträge nun vier Jahre Zeit, ihre Wirtschaftlichkeit unter Beweis zu stellen. "Kürzer geht das auch nicht", so Weigelt.

Der Hausärzteverband sieht sich auf der Überholspur. Er hat derzeit 30 000 Mitglieder und beschäftigt 240 Mitarbeiter, davon 200 in der Kölner Zentrale, einem modernen Zweckbau in einem Gewerbegebiet im Vorort Porz. Die anderen 40 Mitarbeiter arbeiten im Berliner Büro.

In Köln hat der Hausärzteverband die zentralen Funktionen wie das Vertragsmanagement gebündelt. Kernstück ist das Rechenzentrum, das der Verband zu gleichen Teilen mit der Deutschen Telekom als GmbH betreibt. "Alles findet zu 100 % hier im Haus statt", erläutert Eberhard Mehl, Hauptgeschäftsführer des Verbandes.

Zum Rechenzentrum gehören die Datenerfassung und -verarbeitung sowie der Kunden-Service. Das Callcenter nimmt bis zu 1000 Anrufe am Tag entgegen "Pro Quartal werden allein 180 000 Einschreibeformulare von Patienten verarbeitet", erklärt die Leiterin Vertragsdatenmanagement, Kathrin Herrgestell. Aber ohne Baden-Württemberg, da sei schon alles online.

Die Abrechnung der Leistungsdaten der teilnehmenden Hausärzte erfolgt online oder per CD. Dazu werden innerhalb von 14 Tagen bis zu 25 000 CDs verarbeitet. Die Daten werden erfasst, ICDs eingefügt und alles auch auf Plausibilität geprüft. Am Ende gehen die Daten an die Kassen zwecks Bezahlung. Neben den Abrechnungsdaten werden auch Arzneimitteldaten verarbeitet.

Ziel: In diesem Jahr die Milliardengrenze beim Honorar knacken

Im Kunden-Service, einem Callcenter, werden bis zu 1000 Anrufe am Tag entgegengenommen. 35 Mitarbeiter auf 20 Plätzen in zwei Teams sorgen hier für eine Erreichbarkeitsquote von 97 %.

In diesem Jahr soll die Milliardengrenze beim Honorar geknackt und sollen vier Millionen eingeschriebene Patienten erreicht werden. "Der Mythos, die KVen seien überlebenswichtig für die Krankenversorgung, ist aufgelöst", verkündet Mehl.

Mit Hausarztverträgen allein will sich der Verband aber nicht zufriedengeben. Eine eigens dafür gegründete Tochtergesellschaft, die Pro Versorgung AG, erarbeitet sog. Versorgungslandschaften. "Das sind Behandlungsprogramme, in die wir auch Fachärzte und Kliniken einbeziehen wollen", erklärt Mehl sein "Lieblingskind" gegenüber Medical Tribune.

Als Rechtsform werde die Integrierte Versorgung gewählt. Basierend auf den HzV-Verträgen sollen so krankheitsspezifische "Versorgungssäulen" errichtet werden. Für Rückenschmerz und Rheuma liegen bereits Konzepte vor.Ruth Bahners

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