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HzV in Baden-Württemberg bietet die „Perspektive Hausarzt“

Gesundheitspolitik Autor: Klaus Schmidt

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Auf dem 10. Baden-Württembergischen Haus­ärztetag in Stuttgart beklagte sich der AOK-Vorsitzende Dr. Christopher Hermann bitter darüber, dass der Gesetzgeber die HzV-Verträge außerhalb Baden-Württembergs „zum Abschuss“ freigegeben habe.

„Wir kommen uns vor wie ein gallisches Dorf und rund um uns herum ist das alles zu Ende“, so der AOK-Chef. Der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Dr. Berthold Dietsche, spricht dagegen von einer „Insel der Seligen“, auf der die Haus­ärzte gemeinsam mit ihren Vertragspartnern etwas bewegen können.
„Was wir in Baden-Württemberg entwickeln, ist ein vernünftiges Tarifsystem, das weder die Krankenkassen noch die Ärzte überfordert.“ Wenn die Krankenkassen in anderen Ländern nicht bereit seien, den Mehraufwand dafür zu bezahlen, dann tue sich dort auch nichts.

Dr. Dietsche hofft jedoch, dass es in den nächsten Monaten gelingt, den Teufelskreis zu durchbrechen. Seine Hoffnung begründet er mit den geschiedsten HzV-Verträgen in Nordrhein-Westfalen und in Hessen, wobei vor allem der hessische HzV-Vertrag sich stark an dem baden-württembergischen Vorbild orientiere. „Dort kann jetzt nach Jahren der Blockade mit der Umsetzung der Verträge begonnen werden.“

Studierende und Ärzte in Weiterbildung im Fokus

Andreas Vogt, Leiter der baden-württembergischen Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, kritisierte, dass in anderen Bundesländern zum Teil gar nicht verstanden werde, was in Baden-Würt­temberg vor sich gehe. „Wir müssen werben für die selektivvertragliche Welt.“ Ärzte und Krankenkassen hätten in dem HzV-Vertrag die Veränderung der Versorgung gemeinsam in der Hand, betonte Dr. Hermann. „Hier kann jeder mitgestalten.“

Der HzV-Vertrag sorgt für die wirtschaftliche Konsolidierung der Hausarztpraxen, heißt es in einem Beschluss der Delegiertenversammlung. Jetzt soll mit der Initiative „Perspektive Hausarzt“ vor allem der Nachwuchs für die hausärztliche Versorgung gefördert werden. Studierende sollen für den Hausarztberuf begeistert und Ärzte in Weiterbildung dazu gebracht werden, über eine Niederlassung in Baden-Württem­berg nachzudenken. Das Förderprogramm ist ab dem 1. Juni Öffnet externen Link in neuem Fensteronline.

„In den Köpfen junger Mediziner herrscht oft noch die einseitige Vorstellung, dass Hausärzte sich als Einzelkämpfer rund um die Uhr abrackern und deutlich weniger Geld verdienen als andere Ärzte“, beklagt Landesverbandschef Dr. Dietsche.

Mit den bundesweit einmaligen HzV-Verträgen nach § 73b SGB V, allen voran der 2008 mit der AOK und dem Medi-Verbund abgeschlossene HzV-Vertrag mit 3500 teilnehmenden Ärzten und über einer Million eingeschriebener Patienten, habe Baden-Württemberg einen Trumpf in der Hand. Die Arbeitsbedingungen der hausärztlichen Versorgung seien durch diese Verträge neu definiert worden: Angemessene Honorierung, finanzielle Planungssicherheit und systematische Qualitätsverbesserung seien wesentliche Bestandteile, die zu einer deutlich verbesserten Arbeitszufriedenheit beitrügen und die Berufsaussichten entscheidend verbesserten.

Wie gut ist die HzV aus wissenschaftlicher Sicht?

Über die Ergebnisse des AOK-Hausarztprogramms soll die Evaluation durch Wissenschaftler des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt und des AQUA-Instituts Göttingen Auskunft geben, die beim Hauptstadtkongress am 15. Juni 2012 in Berlin erstmals öffentlich präsentiert werden soll. Die Techniker Krankenkasse will eine eigene Evaluation ihres HzV-Vertrages durchführen, deren Ergebnisse frühestens im nächsten Jahr zu erwarten sind.

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